Der päpstliche Sonderbeauftragte für die Neuordnung der "Legionäre Christi", Erzbischof
Velasio De Paolis, hat seine Arbeit aufgenommen. In einem Brief an die Mitglieder
der Kongregation gab De Paolis erste Eckpunkte der Neuordnung bekannt. So stellte
er die Einrichtung zweier Kommissionen in Aussicht. Die eine beschäftigt sich mit
Ansprüchen gegenüber dem Orden, die andere mit wirtschaftlichen Problemen der „Legionäre
Christi“. Der Gründer der Gemeinschaft, der 2008 verstorbene Marcial Maciel Degollado,
hatte Seminaristen sexuell missbraucht. Der Heiligen Stuhl ordnete eine gründliche
Untersuchung der Vorfälle an und warf Maciel danach „objektiv unmoralisches Verhalten"
vor. Nun nahm De Paolis die gegenwärtigen Ordensleiter vor dem Vorwurf in Schutz,
die Vorwürfe gegen Maciel wissentlich verschwiegen zu haben. So einfach sei das Problem
nicht, schreibt der Kurienerzbischof. So hätten die Oberen der „Legionäre Christi“
die Anschuldigungen gegen den mexikanischen Pater, die verschiedene Medien seit den
90er Jahren veröffentlichten, sehr wohl zur Kenntnis genommen. Es sei jedoch etwas
Anderes, Beweise für die Begründetheit dieser Vorwürfe zu haben, und noch schwieriger
sei es, Gewissheit in dieser Frage zu erlangen. Diese Gewissheit habe sich erst sehr
spät und allmählich eingestellt. De Paolis, der am Heiligen Stuhl die Präfektur für
die wirtschaftlichen Angelegenheiten leitet, teilte zudem mit, dass sich eine weitere
Kommission mit Problemen wirtschaftlicher Natur der „Legionäre Christi“ beschäftigen
werde. Schon im Mai hatte der Vatikan die Einrichtung eines Gremiums für die Überarbeitung
der Ordensstatuten angekündigt. Im Juli hatte Benedikt XVI. De Paolis zum päpstlichen
Sonderbeauftragten für den gegenwärtig rund 850 Priester und 2500 Seminaristen zählenden
Orden ernannt. Am Mittwoch nominierte der Papst den Kurienmann als Kardinal. (kipa
22.10.2010 gs)