„Der Nahe Osten ist heute weit davon entfernt, ein Paradies zu sein.“ Das meinte ein
armenisch-katholischer Bischof aus dem Iran am Donnerstag bei den Beratungen der Nahost-Bischofssynode.
In Anwesenheit von Papst Benedikt sagte der Patriarchalvikar von Isfahan wörtlich:
„Unsere Gläubigen leiden wegen politischer, religiöser und wirtschaftlicher Probleme“;
die Bischöfe fühlten sich „außerstande“, dem Leiden der Christen in Nahost ein Ende
zu setzen. Der koptisch-orthodoxe Bischof in Italien, Barnaba El Soryany, setzte hinzu,
angesichts der Probleme der Christen in den Ursprungsländern ihres Glaubens komme
die Synode im Vatikan „fast schon zu spät“. Der evangelisch-lutherische Bischof
von Jerusalem, Munib Younan, drängte seine katholischen Amtsbrüder in einem Grußwort
zu mehr Einsatz für die Ökumene. Vor allem der Nahöstliche Kirchenrat müsse vor einem
Scheitern bewahrt werden, so Younan. Auch wenn die Zahl der Christen in Nahost zurückgehe,
spielten sie doch immer noch eine wichtige Rolle für die dortigen Gesellschaften.
Dazu sei auch eine Kooperation bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und bezahlbaren
Wohnungen sowie für die Förderung kirchlicher Schulen nötig. Auch der orthodoxe
Erzbischof von Zypern, Chrysostomos II., wandte sich – schriftlich – an die Nahostsynode.
In seinem Beitrag beklagte er die türkische Besetzung Nordzyperns in den letzten 36
Jahren. Zypern sei die einzige Nation der EU, deren Territorium zum großen Teil besetzt
sei. Es dürfe nicht einfach hingenommen werden, dass rund die Hälfte der Bevölkerung
mit Gewalt aus ihren Wohnsitzen vertrieben worden sei. Außerdem seien 520 Kirchen
und andere Kultstätten zerstört und geplündert worden. Diese dienten mittlerweile
als Freizeitzentren oder sogar als Tierställe. (rv 22.10.2010 sk)