2010-10-22 14:45:41

Nahost-Synode: „Mehr Respekt für Ostkirchen“


RealAudioMP3 Der Jesuitenpater Philippe Luisier hofft, dass die Nahost-Synode im Vatikan die Haltung der westlichen Christen gegenüber ihren Glaubensbrüdern im Nahen Osten ändert. Das meinte der Professor für koptische Sprache und Literatur am Päpstlichen Institut Orientale am Rand der Synode, der er als Beobachter angehört. Im Gespräch mit uns sagte Luisier wörtlich:

„Ich meine, vielleicht könnten wir mehr Respekt voreinander haben – auch liturgischen Respekt. Manchmal kann man den Eindruck haben, dass wir Lateiner zu sehr, einseitig unsere Liturgie oder unsere Art und Weise, miteinander zu beten und zu denken, einfach so den anderen Kirchen da aufoktroyieren.“

Hier finden Sie das Interview von Stefan Kempis mit Pater Luisier in voller Länge.

Pater Luisier, was ist denn Ihr Eindruck von der Synode? Es geht ja sehr hin und her. Sehr viele verschiedene Ideen und Vorschläge werden hier vorgebracht.

„Das stimmt – es ist eigentlich bunt, wie ja auch die orientalischen Kirchen bunt sind. Und das ist auch ein bisschen das Problem der Identität: Es gibt verschiedene Kirchen und verschiedene Probleme, und eigentlich gibt das ein verwirrendes Bild. Aber hoffentlich kommt dennoch bei der Synode etwas Neues heraus!“

Es sieht ja sehr schwer aus, diese vielen verschiedenen Leute unter einen Hut zu bekommen – sie äußern sich ja zum Teil auch ganz gegensätzlich.

„Ich finde nicht, dass sie sich so stark gegensätzlich äußern; ein Synodenvater hat davon gesprochen, dass man die Seelsorge stärker gemeinsam voranbringen sollte, und das scheint mir das Wichtigste, das bei dieser Synode herauskommen kann. Eine ganz klare, pastorale Botschaft für alle Kirchen, die sowieso miteinander leben und immer schon miteinander gewirkt haben im Nahen Osten – das ist ja nichts Neues. Nur ist es eben das Schöne, dass jetzt hier alle zusammen sind, gewissermaßen unter dem Schutz des Heiligen Vaters und der Lateinischen Kirche. Es geht allerdings nicht darum, eine falsche Einheit zu finden, sondern eben eine Einheit in der Vielheit weiterzuentwickeln.“

Was fehlt Ihnen bei der Synode?

„Schwer zu sagen, denn das ist auch meine erste Erfahrung mit einer Synode. Ich meine, vielleicht könnten wir mehr Respekt voreinander haben – auch liturgischen Respekt. Manchmal kann man den Eindruck haben, dass wir Lateiner zu sehr, einseitig unsere Liturgie oder unsere Art und Weise, miteinander zu beten und zu denken, einfach so den anderen Kirchen da aufoktroyieren.

Mich interessiert besonders auf dieser Synode die Frage der Identität der orientalischen Christen – sie scheint eigentlich ganz selbstverständlich zu sein, aber das ist einfach nicht immer so klar – und besonders auch für uns Lateiner. Das kann durchaus zu Spannungen usw. führen.“

(rv 22.10.2010 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.