Der Jesuitenpater
Philippe Luisier hofft, dass die Nahost-Synode im Vatikan die Haltung der westlichen
Christen gegenüber ihren Glaubensbrüdern im Nahen Osten ändert. Das meinte der Professor
für koptische Sprache und Literatur am Päpstlichen Institut Orientale am Rand der
Synode, der er als Beobachter angehört. Im Gespräch mit uns sagte Luisier wörtlich:
„Ich
meine, vielleicht könnten wir mehr Respekt voreinander haben – auch liturgischen Respekt.
Manchmal kann man den Eindruck haben, dass wir Lateiner zu sehr, einseitig unsere
Liturgie oder unsere Art und Weise, miteinander zu beten und zu denken, einfach so
den anderen Kirchen da aufoktroyieren.“
Hier finden Sie das Interview von
Stefan Kempis mit Pater Luisier in voller Länge.
Pater Luisier, was ist denn
Ihr Eindruck von der Synode? Es geht ja sehr hin und her. Sehr viele verschiedene
Ideen und Vorschläge werden hier vorgebracht.
„Das stimmt – es ist eigentlich
bunt, wie ja auch die orientalischen Kirchen bunt sind. Und das ist auch ein bisschen
das Problem der Identität: Es gibt verschiedene Kirchen und verschiedene Probleme,
und eigentlich gibt das ein verwirrendes Bild. Aber hoffentlich kommt dennoch bei
der Synode etwas Neues heraus!“
Es sieht ja sehr schwer aus, diese vielen
verschiedenen Leute unter einen Hut zu bekommen – sie äußern sich ja zum Teil auch
ganz gegensätzlich.
„Ich finde nicht, dass sie sich so stark gegensätzlich
äußern; ein Synodenvater hat davon gesprochen, dass man die Seelsorge stärker gemeinsam
voranbringen sollte, und das scheint mir das Wichtigste, das bei dieser Synode herauskommen
kann. Eine ganz klare, pastorale Botschaft für alle Kirchen, die sowieso miteinander
leben und immer schon miteinander gewirkt haben im Nahen Osten – das ist ja nichts
Neues. Nur ist es eben das Schöne, dass jetzt hier alle zusammen sind, gewissermaßen
unter dem Schutz des Heiligen Vaters und der Lateinischen Kirche. Es geht allerdings
nicht darum, eine falsche Einheit zu finden, sondern eben eine Einheit in der Vielheit
weiterzuentwickeln.“
Was fehlt Ihnen bei der Synode?
„Schwer
zu sagen, denn das ist auch meine erste Erfahrung mit einer Synode. Ich meine, vielleicht
könnten wir mehr Respekt voreinander haben – auch liturgischen Respekt. Manchmal kann
man den Eindruck haben, dass wir Lateiner zu sehr, einseitig unsere Liturgie oder
unsere Art und Weise, miteinander zu beten und zu denken, einfach so den anderen Kirchen
da aufoktroyieren.
Mich interessiert besonders auf dieser Synode die
Frage der Identität der orientalischen Christen – sie scheint eigentlich ganz selbstverständlich
zu sein, aber das ist einfach nicht immer so klar – und besonders auch für uns Lateiner.
Das kann durchaus zu Spannungen usw. führen.“