Vatikan: Holocaust-Leugnen nicht per Gesetz verbieten
In Deutschland macht man sich strafbar, wenn man den Holocaust leugnet. Jetzt will
der Präsident der Jüdischen Gemeinde Rom, Riccardo Pacifici, dasselbe Gesetz auch
für Italien – und stößt damit auf Widerspruch im Vatikan. Das wäre wohl „nicht der
korrekte Weg“, heißt es in der Vatikanzeitung „L`Osservatore Romano“ mit Datum von
diesem Dienstag. „Geschichte wird nicht per Gesetz bestimmt“, urteilt das Blatt
schon in der Überschrift seines Artikels. Natürlich sei das Leugnen des Holocaust
„äußerst schwerwiegend und schändlich – aber es wäre nicht der korrekte Weg, jemandem,
der den Holocaust leugnet, dies per Gesetz zu verbieten und stattdessen das historisch
Gesicherte durch eine juridische Norm festzuschreiben“. Vielmehr sei das „sogar kontraproduktiv“
– schließlich sei „in einer Demokratie die Zensur kein geeignetes Mittel“. Darin gebe
es, so meint der von einem Historiker geleitete „Osservatore Romano“, Konsens unter
Geschichtswissenschaftlern. Der Grünen-Politiker Pacifici hatte mit seinem Ruf
nach einem Gesetz auf mehrere Fälle von Holocaust-Leugnung in den letzten Wochen reagiert.
Ein Professor der Universität Teramo hatte zum Beispiel kürzlich erklärt, es gebe
„kein Dokument Hitlers, in dem dieser eine Vernichtung aller Juden befohlen hätte“.
Der Präsident des Abgeordnetenhauses Gianfranco Fini – ein früherer Neofaschist –
hat sich Pacificis Forderung zu eigen gemacht; es werde „so schnell wie möglich“ eine
Gesetzesinitiative „gegen die unverantwortlichen Propheten des Negationismus“ geben.