Papst Benedikt XVI.
hat am Sonntag sechs Ordensleute heiliggesprochen, darunter erstmals eine Australierin.
Während einer feierlichen Messe mit mehreren zehntausend Gläubigen aus aller Welt
erhob Benedikt XVI. am Vormittag auf dem Petersplatz in Rom zudem einen Polen, einen
Kanadier, zwei Italienerinnen und eine Spanierin zur Ehre der Altäre.
In seiner
Predigt betonte Benedikt XVI. die Bedeutung des Gebets für die Christen. Ausgehend
vom Tagesevangelium rief er dazu auf, niemals im Gebet nachzulassen:
„Manchmal
werden wir müde zu beten und meinen, das Gebet sei nicht sehr nützlich für das Leben
und wenig wirkungsvoll. Deshalb sind wir versucht, uns dem Tun zu verschreiben und
alle unsere menschlichen Mittel einzusetzen, um unsere Ziele zu erreichen.“
Dabei
käme der Mensch nicht auf Gott zurück. Die sechs neuen Heiligen hingegen hätten im
Gebet ihre Kraftquelle gefunden. An ihnen könnten sich die Gläubigen orientieren.
„Danken wir dem Herrn für das Geschenk der Heiligkeit, das in der Kirche
aufscheint und heute das Antlitz dieser unsrer Brüdern und Schwestern erleuchtet.
Jesus lädt auch jeden von euch ein, ihm zu folgen, um ins ewige Leben einzugehen.
Lassen wir uns von diesen leuchtenden Beispielen faszinieren und uns von ihren Lehren
leiten, so dass unsere ganze Existenz zum Lobgesang für Gott wird. Mögen die neuen
6 Heiligen, die wir heute mit Freude zur Ehre der Altäre erheben, für uns bei der
Jungfrau Maria Gnade erwirken.“
Der Papst bezeichnete die neue australische
Heilige Mary MacKillop als Vorbild an Frömmigkeit, Beharrlichkeit und Begeisterungsfähigkeit.
Sie habe sich als junge Frau in der schwierigen Region des ländlichen Australiens
der Erziehung von Kindern aus armen Verhältnissen gewidmet. Unabhängig von Stand und
Besitz habe sie den jungen Menschen eine intellektuelle und geistliche Bildung
vermittelt.
MacKillop, Tochter schottischer Einwanderer, gründete 1867 den
Orden der „Schwestern des Heiligen Joseph vom Heiligen Herzen“. Die vor allem im Bildungs-
und Sozialwesen tätige Kongregation zählt gegenwärtig rund 850 Schwestern in Australien,
Neuseeland, Irland, Peru, Schottland, Brasilien und Osttimor. Rund 8.000 Australier
nahmen am Sonntag in Rom an ihrer Heiligsprechung teil.
In Sydney versammelten
sich rund 10.000 Gläubige vor der Kapelle mit dem Grab der Ordensgründerin. Dort habe
eine „Stimmung fast wie bei einem Rockkonzert“ geherrscht, berichteten australische
Medien. Großen Zustrom fanden Feiern auch in Melbourne, wo MacKillop geboren wurde,
und in Südaustralien, wo ihr Orden seine Arbeit begonnen hatte. Südaustraliens Ministerpräsident
Mike Rann würdigte ihren Einsatz als Ausdruck des Pioniergeistes auf dem Kontinent.
Australiens Ministerpräsidentin Julia Gillard erklärte, MacKillops Arbeit mit den
Armen habe gezeigt, wie man „sein Leben im Dienst für die Mitmenschen“ stellen könne.
Neben MacKillop sprach Benedikt XVI. als Vorbilder für die Weltkirche den
Kanadier Andre Bessette (1845-1937) von der Kongregation vom Heiligen Kreuz sowie
die aus der mittelitalienischen Region Marken stammende Klarissin Battista Varano
(1458-1524) heilig, ebenso die süditalienische Ordensgründerin Giulia Salzano (1846-1929)
und die spanische Ordensgründerin Candida Maria de Jesus Cipitria y Barriola (1845-1912).
An den Feiern in Rom nahmen aus Polen Staatspräsident Bronislaw Komorowski,
der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz, der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz,
Erzbischof Jozef Michalik, und der Warschauer Erzbischof Kazimierz Nycz teil. Ferner
waren der australische Außenminister und frühere Ministerpräsident Kevin Rudd und
der kanadische Außenminister Lawrence Cannon vertreten. In Australien wurde die Heiligsprechung
von Mary MacKillop (1842-1909) mit Gebeten, Messen und Paraden gefeiert.