Vatikan: Ein Geschenk Australiens an die Weltkirche
Sie wird eine der
wenigen Heiligen sein, die zu Lebzeiten exkommuniziert wurden. An diesem Sonntag erhebt
Papst Benedikt XVI. im Vatikan die Ordensgründerin Mary McKillop (1842-1909) zur Ehre
der Altäre. Ihr zupackender Einsatz für bedürftige Kinder, Arme, Alte und Obdachlose
verstörte Teile der Kirche. Erzbischof Mark Coleridge von Canberra, der australischen
Hauptstadt, sieht in dieser späten Ehrung für Mary McKillop einen Schritt der Reife
der Kirche Australiens.
„Mary MacKillop haben wir lange Zeit als großes
Geschenk gesehen, das Gott uns gegeben hat. Aber mit ihrer Heiligsprechung in der
weltweiten Kirche wird sie zu einem Geschenk, das die australische Kirche der ganzen
Kirche macht. Dies ist das Zeichen der Reife der Kirche nach etwas mehr als 200 Jahren.“
Viele
australische Katholiken hatten gehofft, der Papst werde die selige Ordensgründerin
schon bei seinem Besuch zum Weltjugendtag 2008 heilig sprechen. Doch da war die Akte
Mary McKillop noch nicht geschlossen. Allerdings besuchte Benedikt zum Gebet das Grab
der Ordensfrau in der Vorstadt von Sydney.
Mary McKillop, Tochter schottischer
Einwanderer, gründete den „Orden des heiligen Josef"/Josefsschwestern (RSJ). Die Kongregation
leistete Seelsorge- und Bildungsarbeit im vernachlässigten Buschland. Das unangepasste
Verhalten des Ordens trug ihm den Vorwurf ein, „untragbar“ zu sein. 1871 sprach Bischof
Laurence Sheil von Adelaide wegen Ungehorsams gar die förmliche Exkommunikation über
Mary MacKillop aus. Nachdem der Bischof die Strafmaßnahme auf dem Sterbebett zurückgenommen
hatte, pilgerte die Oberin nach Rom und erreichte bei Papst Pius IX. (1846-1878) eine
Anerkennung ihrer Ordensstatuten. Die zerschlagene Gemeinschaft versammelte sich neu.
Ihr
persönlicher Leidensweg in der Kirche war damit noch nicht zu Ende: 1883 beorderte
der Bischof von Adelaide Mary nach Sydney; zwei Jahre später wurde sie als Ordensobere
abgesetzt. Erst 1899 betraute man sie erneut mit der Leitung der Gemeinschaft. Das
rast- und aufopferungsvolle Leben forderte seinen Tribut: 1902 erlitt Mary MacKillop
einen Schlaganfall, der sie bis zu ihrem Tod 1909 ans Bett fesselte. 1995 sprach Papst
Johannes Paul II. sie selig.
Dem Orden gehören heute rund 900 Schwestern an.
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Eintreten für Frieden, Menschenrechte und Gerechtigkeit,
so im jungen Staat Osttimor oder durch Seelsorge und Bildung für Aborigines, die australischen
Ureinwohner.
Außer Mary McKillop wird Papst Benedikt XVI. fünf weitere Selige
auf dem Petersplatz heilig sprechen. 50.000 Gläubige werden allein aus den Nationen
der neuen Heiligen erwartet, darunter jeweils 6.000 Polen und Australier, 5.000 Spanier
und Kanadier sowie 9.500 italienische Teilnehmer der sechsfachen Heiligsprechungszeremonie.