2010-10-16 14:18:17

Nahost-Synode: Debatte über Irak und Emigration von Christen


„Emigration von Christen aus dem Nahen Osten ist keine Sünde – die Emigranten tun doch auch von außen viel für die Kirche in ihrer Heimat!“ Das gab ein Bischof am Freitag Abend auf der internen Debatte von Teilnehmern der Nahost-Synode im Vatikan zu bedenken. In Anwesenheit des Papstes ergriffen viele Bischöfe das Wort, um über den Exodus von Christen, aber auch über ihre Lage im Irak zu sprechen. Stefan Kempis hat der internen Debatte zugehört.
Emigration – neben dem Verhältnis zum Islam und einer stärkeren Anerkennung der Ost- durch die Westkirche ist das eines der drei großen Themen auf dieser Synode. „Bei den Gründen für die Emigration wird viel zu wenig erwähnt, dass der Glaube unserer Leute schwach ist“, meinte ein Oberhirte bei der Debatte. „Wir haben eine veraltete Katechese und bräuchten einen orientalischen Katechismus.“ Wenn die Synode nicht zu „konkreten Ergebnissen“ komme, so ein anderer Synodenvater, „dann wird das unsere Leute im Nahen Osten sehr enttäuschen. Die werden uns doch fragen: Was habt ihr denn die ganze Zeit gemacht auf der Synode?“
Bei Wortmeldungen zum Thema Irak kam die Idee auf, die Bischöfe sollten doch versuchen, zumindest die christlichen Politiker mal an einen Tisch zu bekommen und auf eine gemeinsame Linie einzuschwören. Ein Oberhirte berichtete, aus seiner Sicht gebe es im kurdischen Teil des Irak durchaus Kultfreiheit – ganz anders als etwa in Bagdad. Mit Tremolo erinnerte ein Synodenvater den Papst und die anderen Bischöfe an die Lage von hunderttausenden palästinensischen Flüchtlingen, „die Israel nicht in ihr Land zurückläßt“. Viele von ihnen wüchsen auf, ohne in die Schule zu gehen; der Hinweis auf die Flüchtligen bekam Beifall im Auditorium. Mit großem Ernst warf ein Synodenteilnehmer aus Nahost geistlichen Bewegungen vor, diese bereiteten sich oft nicht genug auf Sprache und Kultur ihres Gastlandes vor, arbeiteten nicht genug mit Bischöfen und Priestern zusammen und spalteten oft sogar die Gläubigen einer Pfarrei. Ähnlich verärgert berichtete ein Bischof der Region, viele Sekten tauften „unsere Gläubige ein zweites Mal“ – welche unwürdige Behandlung für Christen, die – anders als die Sekten – schon seit zwei Jahrtausenden in der Region verwurzelt seien!
„Wir sollten den Moslems ruhig klar sagen, dass wir ein Recht auf Staatsbürgerschaft haben!“, so ein weiterer Teilnehmer der internen Debatte. In manchen Schulen werde den Kindern beigebracht, sie sollten Christen nicht grüßen – das dürfe man sich nicht gefallen lassen.
(rv 16.10.2010 sk)







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