2010-10-13 09:38:40

Nahost-Synode: Debatte über Haltung zu Moslems


RealAudioMP3 Bischöfe aus dem Nahen Osten sind uneins über die Haltung, die sie zu den Moslems einnehmen sollten. Bei einer internen Debatte in Anwesenheit des Papstes kam es zu Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob Christen in Nahost die Moslems einfach „lieben“ oder auch „mit ihnen diskutieren“ sollten. „Schluss mit der gebückten Haltung!“, rief ein Teilnehmer auf arabisch; andere Synodenväter widersprachen. Zur Sondersynode im Vatikan sind seit Sonntag Bischöfe aus dem ganzen Nahen Osten im Vatikan. Stefan Kempis hat die Debatte für uns verfolgt.

Dienstag Abend, 18 Uhr: Auch Papst Benedikt ist wieder in die Synodenaula des Vatikans gekommen, um der Diskussion der über 150 Synodenväter und Experten zu lauschen. Abseits der Kameras wird zunächst über einige konkrete Vorschläge gesprochen, die bislang auf dem Nahostgipfel zur Sprache gekommen sind: „Verkündigung“ so definieren, dass es bei Moslems nicht wie „Abwerbeversuche“ klingt; in den zehn Arbeitsgruppen, wie sie an diesem Mittwoch erstmals zusammentreten, Ideen besprechen, wie eine „neue Art des Petrusdienstes“ aussehen könnte, um auch ökumenisch akzeptabel zu sein. Und die Patriarchen der Ostkirchen sollen sich auf einer ihrer nächsten Tagungen mal eingehend mit dem Thema Seelsorge für Emigranten aus Nahost beschäftigen, denn da liegt – wie auf der Synode schnell klar wurde – einiges im argen.
Einheit in der Vielfalt, mit allen Spannungen, die sich daraus ergeben – darum kreist die Debatte zunächst. Muss es denn wirklich in so mancher Stadt mehrere Bischöfe geben, nämlich von verschiedenen Riten?, fragt jemand; ein anderer schlägt vor, dass die Ostkirchen sich auf eine einheitliche arabische Version des Vaterunsers einigen sollten. Eine solche Version gibt es zwar schon, aber sie ist weitgehend unbekannt. „Unsere Gläubigen wünschen sich einen gemeinsamen Ostertermin aller christlichen Kirchen“, sagt ein Teilnehmer und wendet sich direkt an den Papst: „Bitte, Heiliger Vater – machen wir eine gemeinsame Anstrengung, um ein Datum zu finden!“ Zu einer Auseinandersetzung kommt es in der Frage, ob sich die Kirche in einem arabischen Land auch genug um Gastarbeiter kümmert, die aus einer anderen Weltregion und kirchlichen Tradition kommen. Zum Thema Emigration meint jemand, viele hier im Saal seien doch selbst die Kinder von Eltern, die einmal mutig in ein anderes Land ausgewandert seien – mit welchem Recht stemme sich denn dann die Kirche so sehr gegen die Emigration von Christen aus dem Nahen Osten?
Und dann ärgert sich ein Synodenteilnehmer lautstark über die Formulierung der Synodenleitung, man solle doch „die Moslems lieben und nicht mit ihnen diskutieren“. Wann habe man die Moslems denn in den letzten Jahrhunderten nicht geliebt? Hätten die Christen nicht vielmehr ihr Blut immer wieder für ihre islamischen Brüder vergossen? Und was sei der Dank dafür? Warum müssten Christen in einigen Teilen des Nahen Ostens in gebückter Haltung gehen? Wo sei denn der Respekt für sie? Habe nicht auch Christus die Menschen seiner Umgebung zwar geliebt, aber doch auch heftig mit ihnen diskutiert, und zwar mit erhobenem Haupt? Auch ein weiterer Teilnehmer geht auf das Thema Lieben oder Diskutieren ein: Er meint begütigend, man könne doch das eine tun – und das andere nicht lassen.
Viele Themen kommen auf in der Debatte; der Ton ist offen, aber freundlich. (Papst Benedikt hört zu und mischt sich nicht ein. Es fehlt eigentlich nur noch das Gluckern einer Wasserpfeife, und man könnte glauben, einem Gespräch in einem Bazar des Orients zuzuhören).
(rv 13.10.2010 sk)








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