Erzbischof Chakour: Brücken bauen in kritischer Zeiten
„Building bridges of Hope“, „Brücken der Hoffnung bauen“ – das ist der Titel einer
Konferenz, die am Dienstag an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattfand.
Ziel der Veranstaltung war es, erfolgreiche Erfahrungen und Geschichten rund um den
interreligiösen Dialog zu beleuchten und religiöse mit nicht-religiösen Institutionen
zu vernetzen. Dabei wurde – passend zur laufenden Nahostsynode im Vatikan – viel über
die dramatische Lage der Christen im Heiligen Land diskutiert. Im Panel „Konflikte
vorbeugen“ sprach der melkitische Erzbischof von Galiläa, Elias Chakour, der seit
vielen Jahren im interreligiösen Dialog im Nahen Osten engagiert ist. Wie kann man
Brücken bauen, und wird die Nahost Synode dabei helfen? So antwortete Chakour im Gespräch
mit uns:
„Gerade weil es schwierig ist, das größere Problem
zu lösen, müssen wir uns auf die kleinere Ebene konzentrieren. Wir sollten uns Mühe
geben, engere Beziehungen mit den Juden und mit der jüdischen Gemeinde zu fördern.
Wir müssen die Juden als Menschen betrachten und nicht nur als eine Militär-Armee.
Die laufende Nahostsynode wird dabei helfen, der westlichen Welt die Anwesenheit der
Christen in den arabischen Ländern bewusster zu machen.“
Im Jahr 2003 wurde
auf Chakours Initiative hin die erste arabisch-christlich-israelische Mar Elias Universität
in I'billin eröffnet. In seiner Rede betonte der Erzbischof, wie notwendig die Friedensgespräche
zwischen Israel und den Palästinensern seien, um die Region und die ganze Welt zu
stabilisieren.
„Die Friedensgespräche haben wieder begonnen,
und das gibt uns die Hoffnung, dass etwas noch gemacht werden kann, um dieses Problem
zu lösen. Aber wenn die Friedensgespräche jetzt stoppen, wird die Destabilisierung
weitergehen und immer schlimmer werden. Der gerechte Anspruch der Palästinenser für
Unabhängigkeit ist heute der internationalen Gemeinschaft bewusster, aber ich fürchte,
dass wenn Israel sich nicht vernünftig benehmen wird, dann wird es zu einer schärferen
Destabilisierung der ganzen Region kommen. Das wird auch Amerika und Europa beeinflussen.“
In
den vergangenen Tagen hat die palästinensische Autonomiebehörde Israels Angebot zurückgewiesen,
dass der Baustopp jüdischer Siedlungen erneuert wird, wenn die Palästinenser Israel
als Judenstaat anerkennen.
„Die Palästinenser sagen,
Israel sei ein palästinensischer Staat. Wo war der „Judenstaat“ vor 70 Jahren? Damals
gab es gar kein Staat. Warum gibt es Israel nur seit 62 Jahren als Staat? Daraus wurde
eine ethnische Säuberung gemacht, und damals haben die Palästinenser für das schlechte
Gewissen der westlichen Welt bezahlt. Die Idee von einem Judenstaat entstand aus religiösen
und historischen Gründen, aber Israel bezeichnet sich als säkularer und demokratischer
Staat. Israel besetzt das Land von vier Millionen Arabern und die Israelis selber
sind nur sechs Millionen. Das sind alles Fragen die Antworten brauchen, und es ist
gar nicht so einfach sie zu beantworten.“
Die Konferenz
wurde von der Päpstlichen Universität in Zusammenarbeit mit der Amerikanischen Botschaft
beim Heiligen Stuhl organisiert. Neben den verschiedenen Panelen wurde auch eine Botschaft
des Amerikanischen Präsidenten Obama an den Teilnehmern vorgelesen. Obama sagte, dass
der interreligiöse Dialog ein wichtiges Mittel sei, um heute die Herausforderungen
unserer Welt zu bewältigen. (rv 13.10.2010 lul/pr)