Vatikan/Frankreich: Papst und Sarkozy reden über Nahost
Papst Benedikt XVI.
hat an diesem Freitagvormittag Nicolas Sarkozy zur Privataudienz im Vatikan empfangen.
Im Mittelpunkt der Gespräche zwischen dem Papst und dem französischen Präsident standen
„Themen der internationalen Politik“, informierte der Pressesaal des Heiligen Stuhles
nach der Begegnung. So ging es um den Friedensprozess im Nahen Osten und die Lage
der Christen in verschiedenen Ländern. Danach wurde „die ethische und soziale Dimension
der wirtschaftlichen Problematiken“ unter dem Blickwinkel der Enzyklika „Caritas in
Veritate“ erörtert.
Außerdem haben einander der Papst und Sarkozy versichert,
einen „andauernden Dialog auf den verschiedenen institutionellen Ebenen“ aufrechterhalten
zu wollen. Auch wolle man „konstruktiv in Fragen des allgemeinen Interesses“ zusammenarbeiten.
Ob damit die Politik der französischen Regierung in der Frage der Roma gemeint war,
geht aus der Mitteilung des Pressesaales nicht hervor. Die Kommuniques nach Privataudienzen
beim Papst werden jeweils in Absprache mit der anderen Seite verfasst.
„Dieser
Besuch hängt nicht speziell mit den Problemen der Roma zusammen“, verlautete noch
wenige Stunden vor der Audienz aus dem Elyseepalast, dem Sitz des französischen Präsidenten.
Vielmehr werde es um den Friedensprozess im Nahen Osten und um die französische Präsidentschaft
des G20-Gipfels gehen.
Nach Informationen der katholischen Tageszeitung „la
Croix“ hatte Sarkozy kurzfristig um die Begegnung mit dem Papst gebeten. In den vergangenen
Monaten belastete die Räumung illegaler Roma-Lager sowie die Abschiebung Hunderter
Roma das Verhältnis zur Kirche in Frankreich und zum Heiligen Stuhl. Papst Benedikt
verurteilte nach einem Angelusgebet bei einem kurzen Gruß in französischer Sprache
indirekt das diesbezügliche Vorgehen der Sarkozy-Regierung.
Es ist das dritte
Mal, dass Sarkozy Papst Benedikt begegnet. Ende 2007 war der Präsident mit seiner
italienischen Frau Carla Bruni – die diesmal nicht dabei war – im Vatikan. Später
traf man sich während der Papstreise nach Frankreich.
Die Popularität Nicolas
Sarkozys insbesondere bei katholischen Wählern ist laut Umfragen in den vergangenen
Monaten stark gesunken. Dabei hatten bei der letzten Präsidentschaftswahl 74 Prozent
der Katholiken den konservativen Politiker ins höchste Staatsamt gewählt.
Nach
der Unterredung mit dem Papst sprach Sarkozy – wie bei solchen Anlässen üblich – auch
mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dem vatikanischen „Außenminister“
Dominique Mamberti. Bertone nahm auch am anschließenden Mittagessen mit Sarkozy in
der französischen Botschaft beim Heiligen Stuhl teil. (rv/la croix 08.10.2010
gs)