In Frankfurt am Main öffnet an diesem Freitag die Internationale Buchmesse für das
interessierte Publikum, in den letzten Tagen war es eine reine Fachmesse. Unser Redaktionsleiter
Pater Bernd Hagenkord hat sich dort umgeschaut und Ausschau gehalten nach Neuigkeiten
und Trends auf dem religiösen Buchmarkt. Pater Hagenkord, was sind denn die Neuigkeiten
aus Frankfurt? Die vielleicht größten Neuigkeiten hier auf der Buchmesse sind keine
wirklichen Überraschungen. Am Donnerstag sind zum Beispiel die Erscheinungsdaten für
die beiden neuen Papstbücher hier in Frankfurt bekannt gegeben worden: Peter Seewalds
Interviewbuch mit Benedikt XVI. erscheint im November, es wird „Licht der Welt“ heißen
und ist das Fortsetzungsbuch für das Interviewbuch "Salz der Erde". Und der zweite
Teil des Jesusbuches ist für den 10. März des nächsten Jahres angekündigt. Das sind
die beiden großen Neuigkeiten. Der Rest ist eine große Unübersichtlichkeit. Das sind
riesige Messehallen voller Regale, voller Bücher. Ich kann auch nur raten, wer sich
das anschauen will, sollte sich vorher einen genauen Plan machen, sonst verläuft man
sich in diesen unendlich vielen Büchern und Neuigkeiten. Zeichnen sich denn in
dieser Unübersichtlichkeit Trends ab auf dem Buchmarkt, vor allem was kirchliche oder
theologische Bücher angeht? Theologisch ist hier sehr viel los, das ist mir aufgefallen.
Interessanterweise sind das fast alles Namen, die man noch nicht kennt. Da kommt eine
Generation neuer Theologen auf den Markt. Das ist eine sehr gute Nachricht, da kann
man viel Neues entdecken. Ansonsten sind mir viele Kirchen-Bücher aufgefallen. Kirche
im Reformstau, Rückkehr der Religion, authentisch glauben, alter Wein in neuen Schläuchen
und ähnliche Titel. Diese Bücher drängen verstärkt darauf, dass der Glaube und Gott
stärker als vorher in den Mittelpunkt der Kirche und des Sprechens von Gott kommt.
Das klingt erst mal erstaunlich, denn das sollte eigentlich selbstverständlich sein,
aber viele Bücher sprechen eben davon, dass in der Kirche zu viel über Struktur und
Geld geredet wird, und dass eine veraltete Sprache benutzt wird. Da ist immer alles
"ein Stück weit" und "da geht man zu den Menschen" - solche Formulierungen, die heute
religiös nicht mehr tragen. Diese Bücher mahnen an, man möge sich sich wieder verstärkt
und in einer neuen klugen angemessenen Sprache um Gott selbst kümmern. Ein Buch ist
mir aufgefallen, das beklagt, dass die Kirche hier in Zentraleuropa Gefahr läuft,
religiös inkompetent zu werden. Wir sollen uns, das ist das Plädoyer vieler Bücher,
mehr um das Sprechen über Gott kümmern. Es ist natürlich spannend, diese Entwicklung
zu beobachten, denn sie betrifft nicht nur den Buchmarkt, sondern letztlich alles
kirchliche Leben. Da zeigt sich also am Buchmarkt ein Trend für die nächsten Jahre.
In den letzten Jahren ist immer wieder über ein wachsendes Interesse an
Religion und auch an religiösen Büchern berichtet worden. Hält dieser Trend an?
Ja.
Ich habe mit Lektoren und Verlegern gesprochen, es gibt anhaltendes Interesse am weitestgehend
religiösen Buchmarkt. Das geht vom alten Druck einer Bibel bis zum spirituell Tastenden,
aber da gibt e s nach wie vor ein großes Interesse. Allerdings ändern die Verlage
die Art und Weise, wie sie diese Bücher anbieten. Man richtet sich nach der veränderten
Nachfrage, nach den verschiedenen Stilen. Wir haben in der Sinus Studie gelernt, dass
Menschen sich andere Stile einrichten und dann andere Anfragen stellen, und das muss
dann auch andere präsentiert werden. Die Verlage bieten also auch verschiedene Buchreihen
an, die anders aussehen, vom Layout und dem Format her, die ganz auf diese Gruppen
zugeschnitten sind. Da gibt es die Kirchenfernen, die engagierten Kirchemitglieder,
es gibt die Suchenden, es gibt die Leute, die mit Kirche und Gott bis jetzt gar nichts
zu tun hatten und jetzt versuchen, Informationen zu gewinne. Alle diese Gruppen wollen
verschieden bedient werden. Das ist sehr bunt und interessant, sich durch die entsprechenden
Bücher zu blättern. Das beste Beispiel vielleicht: es gibt eine Bibel in Magazinform,
Hochglanz, das sieht ein bisschen aus wie ein modernes Modemagazin, aber da drin ist
ausschließlich Bibel. Das ist ein Versuch, wir kriegen wir Leute dazu, sich die Bibel
anzuschauen, die vielleicht von selber gar nicht auf die Idee kämen. Das Beispiel
zeigt ganz gut, dass man versucht, sich darum zu kümmern. Der Buchmarkt richtet sich
also neu aus, mal wieder, und es gibt eine Menge hier in Frankfurt zu entdecken. (rv
08.10.2010 ord)