Medienkongress: „In der Krise offen, schnell, korrekt und transparent informieren“
Paul Wuthe, Leiter
des Medienreferats der Österreichischen Bischofskonferenz, nahm am Internationalen
Kongress über katholische Presse teil, den der päpstliche Medienrat in Rom ausrichtete.
Gudrun Sailer sprach mit ihm.
„Es war interessant zu sehen, dass Meinungsfreiheit
in Verbindung mit dem Wahrheitsanspruch der Kirche oder der Einheit der Kirche nicht
sehr stark problematisiert wurde. Die Grundüberzeugung war, wenn die Identität der
Kirche geklärt ist, wenn jene, die in den Medien Verantwortung tragen, von einer tiefen
Beziehung, ja Liebe zur Kirche getragen sind und auch die essentiellen Glaubenswahrheiten
tragen, dann ist Meinungsfreiheit etwas ganz Bereicherndes, weil es einfach die Fülle
des Glaubens, aber auch die Fülle des kirchlichen Lebens abbilden kann und auch ein
durchaus kritisches Element sein kann.“
Beispiel Missbrauch: Was haben
die katholischen Medien an diesem tragischen Thema dazugelernt?
„Ich denke,
man hat genau an diesem Punkt gesehen, dass jene kirchlichen Medien, die einerseits
in großer Loyalität zur Kirche und andererseits in einer korrekten, offenen Art berichten,
dazu beitragen, dass diese Krise gelöst werden kann. Wir sind auf gutem Weg, das ist
auch beim Kongress von Vatikansprecher P. Lombardi bestätigt worden. Wenn sich eine
Krise medial auswächst, das Internet kennt ja keine Grenzen, und die Kirche erfasst,
die Gläubigen verunsichert, dann ist die Kirchenleitung verpflichtet, so habe ich
es wahrgenommen, offen, schnell, korrekt und transparent zu kommunizieren. Insofern
stehen, denke ich, Meinungsfreiheit und guter Journalismus nie in Konkurrenz zur Einheit
der Kirche und zur Wahrheit der Glaubenslehre.“
Dennoch hat man den Eindruck,
dass die katholische Presse heutzutage immer mehr an Terrain verliert. Sie ist uninteressant
geworden für immer breitere Personenkreise. Woran liegt das?
„Interessant
ist bei diesem Weltkongress in Rom, dass man hier die globale Situation sieht. Und
die ist differenziert. Wir haben in Westeuropa und den USA ein sehr ausgefaltetes
Medienengagement. Hier gibt es im Printbereich einen gewissen Sättigungsgrad. Auch
werden jene, die mit Zeitungen und Zeitschriften sozialisiert wurden, immer älter,
daher gibt es Einbrüche im Printbereich. Anders ist die Lage aber, wenn man nach Afrika
blickt, nach Südamerika oder Asien. Dort nimmt das katholische Pressewesen insgesamt
einen Aufschwung. Man merkt aber auch, dass dort das Medium des gedruckten Wortes
einfach übersprungen wird und das Radio, das Internet und das Blicken auf die Möglichkeiten
des Mobiltelefons dominant sind, etwa in den Ländern Afrikas. Das ist faszinierend
für uns, dass die junge Kirche in diesen Ländern sehr innovativ mit den neuen Medien
umgeht.“
Bei uns informieren sich die jüngeren Leute, sofern sie überhaupt
noch an katholischen Medien interessiert sind, über Internet. Sie nutzen dabei mitunter
nicht ausdrücklich kirchliche Plattformen und Angebote, die bestimmte, oft sehr spezifische
Themen des breiten katholischen Spektrums im Blick haben. Von diesen Angeboten sind
nicht alle immer gerne gesehen, weil unvereinbar mit der katholischen Lehre, um ein
Beispiel zu nennen: kreuz.net. Es gibt aber auch durchaus seriöse, wie etwa Zenit.
Welchen Zugang gibt es da?
„Es gibt zunächst den Zugang – das machen wir
in Deutschland mit katholisch.de, in Österreich mit katholisch.at – über Portalseiten
der Kirche, die eine wesentliche Orientierungsfunktion haben für jeden, der Inhalte
sucht. Wenn man auf dieser Seite ist und weiterverlinkt wird zur ganzen Breite des
kirchlichen Internetangebotes, kann man sicher sein, das ist wirklich kirchlich, das
ist katholisch. Ich glaube, unsere Strategie muss sein, möglichst viel vom eigenen
Inhalt ins Internet zu bringen. Wir müssen Orientierung bieten können, es ist wichtig,
dass wir starke Marken haben, die auch Orientierungsfunktion haben, so eine Marke
könnte eben katholisch.at sein. Ich glaube nicht, dass wir uns zu sehr auf die Schattenseiten
fixieren sollten. Ich möchte einfach daran glauben, dass sich das Wahre, Gute und
Schöne durchsetzt! Andererseits gibt es in jedem Menschen sicherlich Neigung zu Klatsch
und Tratsch, aber das ist wohl eine Gegebenheit, die wir nicht verändern können.“