2010-10-07 15:36:19

Medienkongress: „In der Krise offen, schnell, korrekt und transparent informieren“


RealAudioMP3 Paul Wuthe, Leiter des Medienreferats der Österreichischen Bischofskonferenz, nahm am Internationalen Kongress über katholische Presse teil, den der päpstliche Medienrat in Rom ausrichtete. Gudrun Sailer sprach mit ihm.

„Es war interessant zu sehen, dass Meinungsfreiheit in Verbindung mit dem Wahrheitsanspruch der Kirche oder der Einheit der Kirche nicht sehr stark problematisiert wurde. Die Grundüberzeugung war, wenn die Identität der Kirche geklärt ist, wenn jene, die in den Medien Verantwortung tragen, von einer tiefen Beziehung, ja Liebe zur Kirche getragen sind und auch die essentiellen Glaubenswahrheiten tragen, dann ist Meinungsfreiheit etwas ganz Bereicherndes, weil es einfach die Fülle des Glaubens, aber auch die Fülle des kirchlichen Lebens abbilden kann und auch ein durchaus kritisches Element sein kann.“

Beispiel Missbrauch: Was haben die katholischen Medien an diesem tragischen Thema dazugelernt?

„Ich denke, man hat genau an diesem Punkt gesehen, dass jene kirchlichen Medien, die einerseits in großer Loyalität zur Kirche und andererseits in einer korrekten, offenen Art berichten, dazu beitragen, dass diese Krise gelöst werden kann. Wir sind auf gutem Weg, das ist auch beim Kongress von Vatikansprecher P. Lombardi bestätigt worden. Wenn sich eine Krise medial auswächst, das Internet kennt ja keine Grenzen, und die Kirche erfasst, die Gläubigen verunsichert, dann ist die Kirchenleitung verpflichtet, so habe ich es wahrgenommen, offen, schnell, korrekt und transparent zu kommunizieren. Insofern stehen, denke ich, Meinungsfreiheit und guter Journalismus nie in Konkurrenz zur Einheit der Kirche und zur Wahrheit der Glaubenslehre.“

Dennoch hat man den Eindruck, dass die katholische Presse heutzutage immer mehr an Terrain verliert. Sie ist uninteressant geworden für immer breitere Personenkreise. Woran liegt das?

„Interessant ist bei diesem Weltkongress in Rom, dass man hier die globale Situation sieht. Und die ist differenziert. Wir haben in Westeuropa und den USA ein sehr ausgefaltetes Medienengagement. Hier gibt es im Printbereich einen gewissen Sättigungsgrad. Auch werden jene, die mit Zeitungen und Zeitschriften sozialisiert wurden, immer älter, daher gibt es Einbrüche im Printbereich. Anders ist die Lage aber, wenn man nach Afrika blickt, nach Südamerika oder Asien. Dort nimmt das katholische Pressewesen insgesamt einen Aufschwung. Man merkt aber auch, dass dort das Medium des gedruckten Wortes einfach übersprungen wird und das Radio, das Internet und das Blicken auf die Möglichkeiten des Mobiltelefons dominant sind, etwa in den Ländern Afrikas. Das ist faszinierend für uns, dass die junge Kirche in diesen Ländern sehr innovativ mit den neuen Medien umgeht.“

Bei uns informieren sich die jüngeren Leute, sofern sie überhaupt noch an katholischen Medien interessiert sind, über Internet. Sie nutzen dabei mitunter nicht ausdrücklich kirchliche Plattformen und Angebote, die bestimmte, oft sehr spezifische Themen des breiten katholischen Spektrums im Blick haben. Von diesen Angeboten sind nicht alle immer gerne gesehen, weil unvereinbar mit der katholischen Lehre, um ein Beispiel zu nennen: kreuz.net. Es gibt aber auch durchaus seriöse, wie etwa Zenit. Welchen Zugang gibt es da?

„Es gibt zunächst den Zugang – das machen wir in Deutschland mit katholisch.de, in Österreich mit katholisch.at – über Portalseiten der Kirche, die eine wesentliche Orientierungsfunktion haben für jeden, der Inhalte sucht. Wenn man auf dieser Seite ist und weiterverlinkt wird zur ganzen Breite des kirchlichen Internetangebotes, kann man sicher sein, das ist wirklich kirchlich, das ist katholisch. Ich glaube, unsere Strategie muss sein, möglichst viel vom eigenen Inhalt ins Internet zu bringen. Wir müssen Orientierung bieten können, es ist wichtig, dass wir starke Marken haben, die auch Orientierungsfunktion haben, so eine Marke könnte eben katholisch.at sein. Ich glaube nicht, dass wir uns zu sehr auf die Schattenseiten fixieren sollten. Ich möchte einfach daran glauben, dass sich das Wahre, Gute und Schöne durchsetzt! Andererseits gibt es in jedem Menschen sicherlich Neigung zu Klatsch und Tratsch, aber das ist wohl eine Gegebenheit, die wir nicht verändern können.“

(rv 07.10.2010 gs)







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