2010-10-07 13:38:52

Indien: Jetzt schlägt der Südwesten Alarm


RealAudioMP3 Christ zu sein in Indien – das bedeutet derzeit immer öfter Unsicherheit oder gar Todesangst. Alarm schlägt diesmal der Südwesten des Landes: In Bundesstaat Karnataka klagen Christen über anhaltende Übergriffe durch Hindu-Nationalisten. Vor zwei Jahren kam die hindu-nationalistische Partei BJP an die Macht. Seither verzeichneten die Christen mehr als 1.000 Gewalttaten, erklärten jetzt rund 100 Kirchenvertreter, darunter zahlreiche Bischöfe, auf einem christlichen Forum in Bangalore. Dass die Situation indischer Christen nach wie vor unbefriedigend ist, kann auch die indische Ordensschwester Maria Nirmalini bestätigen. Sie hat sich vor kurzem in Orissa, am Schauplatz der Christenverfolgungen von 2008, ein Bild gemacht:

„Die christliche Gemeinschaft steht immer noch unter Schock, es gibt Unsicherheit und Angst. Ich habe im April 2010 ein Camp in Kandhamal besucht. Dort gab es etwa 20 bis 25 Christen, die komplett isoliert von ihrem Dorf lebten. Wer mit ihnen spricht, bekommt Schwierigkeiten. Das ist nicht menschlich! Diese Leute werden komplett aus der Gesellschaft ausgegrenzt!“ 
Aufklärung und Rechtsprechung waren im Fall der Pogrome von Orissa schwerfällig in Gang gekommen. Nur wenige der Peiniger sitzen bis heute hinter Gittern. Es gebe aber auch Hoffnungszeichen, berichtet die Schwester im Gespräch mit uns: so habe ein nationales Volksgericht in Neu Delhi Ende August zur Aufklärung beigetragen. Zudem sei einer der hinduistischen Unruhestifter, Mitglied der BJP, verurteilt worden. Das sei nicht zuletzt dem Einsatz engagierter Menschenrechtler und Rechtsexperten zu verdanken, so Schwester Nirmalini:

„Sie haben einen Bericht über die Zeugenaussagen verfasst und den Ministerpräsidenten und Präsidenten getroffen. Sie haben den Politikern berichtet, dass die Vorfälle von Kandhamal auf kollektiver Gewalt beruhten, die durch den rechten Flügel der Hindus verursacht worden war. Sie haben den Premierminister aufgefordert, dem ins Auge zu sehen. Und wir waren froh und haben es als Zeichen der Hoffnung verstanden, als dann schließlich Herr Manoj Pradhan verhaftet und zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt wurde.“ 
Verbesserungsbedarf sieht die Schwester im Fall der Opfer von Orissa ebenso bei den finanziellen Entschädigungen der Christen durch die Regierung:

„Es gab Abfindungen für rund 2500 Leute. Die Regierung zahlte jeweils etwa 30.000 Rupien. Doch das war nicht genug, denn viele Menschen waren auch krank und mussten Medikamente zahlen. Außerdem kann man mit 30.000 Rupien kaum ein neues Heim aufbauen, die Kinder müssen ja auch in die Schule – es war einfach nicht genug.“ 
Bildung – genau das ist der Einsatzbereich von Schwester Maria Nirmalini. Die Leiterin einer Privatschule in Neu Delhi ist zurzeit Gast des katholischen Hilfswerkes missio in Aachen, und zwar im Rahmen des Monats der Weltmission Oktober, in dem besonders der Einsatz indischer Ordensfrauen gewürdigt wird. Nirmalini engagiert sich in Indien in unterschiedlichen Ausbildungsprojekten für muslimische, hinduistische wie christliche Kinder. Unter ihren Schützlingen sind auch die Kinder der Vertriebenen von Orissa. Mehr dazu hören Sie bei uns demnächst im Weltkirchenmagazin.

(rv/kipa 06.10.2010 pr) 







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