2010-10-02 14:15:54

Pakistan: Placebo für Flutopfer


RealAudioMP3 Pakistan zeigt sich aktuell wieder als Land der Unruhen: Auf politischer Ebene zum Beispiel mit dem Mord an einer christlichen Familie durch muslimische Extremisten in der vergangenen Woche. Aber auch die Natur hält das Land in einer Notlage: Über zwei Monate ist es her, dass heftige Monsunregenfälle Pakistan in eine Katastrophe gerissen haben. Das Hochwasser ist mittlerweile in weiten Teilen des Landes zurückgegangen. Im Norden schon früher, im Süden läuft das Wasser nur langsam ab. Was aber bleibt, ist die Hilflosigkeit der Menschen. Joost Buutenop ist Arzt und arbeitet in Pakistan für die Caritas. Die aktuelle Lage beschreibt er so:
 
"Der größte Schaden ist sicherlich im Bereich der Infrastruktur, also Straßen, Häuser, angerichtet worden. Viele Schulen und Gesundheitseinrichtungen sind weggespült worden. Viele Straßen sind zerstört, auch Brücken und natürlich am wichtigsten, die Häuser der Menschen, die oft in einer gewissen Leichtbauweise oder Lehmbauweise, also mit Naturmaterialien gebaut haben, die sehr schnell und dann auch komplett weggespült wurden."

 
Für die Caritas ist Buutenop auch in mobilen Kliniken unterwegs. Ein Dreier-Team aus Arzt, einem Apotheker und einer Hebamme fährt mit einem Auto durch das Land, um die Patienten zu erreichen. Viele Infektionskrankheiten werden durch die schlechte Hygiene verursacht. Aber auch die Menschen ohne körperliches Leiden wollen Aufmerksamkeit von den Ärzten - Medizin für die Seele.

 
"Menschen sind primär erst einmal nicht krank nach einer solchen Katastrophe. Was aber fast alle Menschen haben, ist ein sehr starkes psychosoziales oder psychisches Trauma, das sie einfach durch das Erleben dieser Katastrophe mit sich tragen. Wir vom Gesundheitsteam sind in der Lage, ein bisschen die Menschen zu beruhigen. Und wir geben Multivitamintabletten aus. Die helfen natürlich nicht unmittelbar, die mentale Wunde zu heilen. Aber sie schaden auch nicht."

 
Armut, Krankheit und ein Leben ohne Dach über dem Kopf ist nur ein Grund der Spannungen. Auch in politischer Hinsicht steht Pakistan vor vielen Komplikationen, so Buutenop.

 
"Es hat sich ja viel hochgekocht über die Fastenzeit, die eine sehr anstrengende Zeit für die Menschen ist. Dazu kam die Katastrophe. Und die Ankündigung von Koranverbrennungen in den USA. Und das alles bündelte sich in einem der heiligsten Feste des muslimischen Glaubens zusammen mit 9/11. Da ist die Situation schon fast eskaliert. Es hat sich jetzt wieder ein bisschen beruhigt. Aber die Situation ist grundsätzlich sehr angespannt und wird es auch bleiben."
(caritas 02.10.2010 jv)
 







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