Der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler erhält für seinen lebenslangen Einsatz
für die Rechte der indigenen Völker und für sein unermüdliches Engagement gegen die
Zerstörung des Amazonas-Gebiets den Alternativen Nobelpreises 2010. Das hat die „Right
Livelihood Award Foundation“ am Donnerstag bekanntgegeben. Der 71-jährige Kräutler
hat in den vergangenen Monaten u.a. an der Spitze des Widerstandes gegen das Mega-Wasserkraftwerk
Belo Monte im Amazonasgebiet gestanden. Er steht seit vier Jahren unter Polizeischutz.
- Der von dem deutsch-schwedischen Journalisten Jakob Carl von Uexküll begründete
Preis wurde bislang an rund 140 Personen aus fast 60 Ländern verliehen, die beispielhaft
auf die dringlichsten Herausforderungen der Menschheit antworten. Er ist mit umgerechnet
rund 220.000 Euro dotiert und wird seit 1980 verliehen. Zu den bisherigen Preisträgern
zählen unter anderen der brasilianische Theologe Leonardo Boff und die Menschenrechtlerin
Bianca Jagger. Die diesjährige Preisverleihung findet am 6. Dezember im schwedischen
Reichstag statt.
Kräutler wurde am 12. Juli 1939 in Vorarlberg geboren; nach
der Matura (er war ein Schulkollege des früheren Feldkircher und nunmehrigen St. Pöltner
Bischofs Klaus Küng) trat er in die Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut
ein und studierte in Salzburg Theologe und Philosophie. Am 3. Juli 1965 wurde er zum
Priester geweiht. Noch im selben Jahr ging er als Missionar ins brasilianische Amazonasgebiet.
Am 7. November 1980 wurde er von Johannes Paul II. zum Bischof-Koadjutor für die Prälatur
Xingu im Bundesstaat Para ernannt, deren Bischof damals sein Onkel Erich Kräutler
war. Am 25. Jänner 1981 wurde er zum Bischof geweiht, am 2. September 1981 trat er
die Nachfolge seines Onkels an. Die Prälatur Xingu ist mit 350.000 Quadratkilometern
und 400.000 Einwohnern (davon nur 3.500 Indianer) die flächenmäßig größte Diözese
Brasiliens. Von 1983 bis 1991 (und wieder seit 2006) wirkte Kräutler auch als Präsident
des Indianer-Missionsrates (CIMI) der Brasilianischen Bischofskonferenz. Sein Einsatz
galt und gilt der „Option für die Armen“. 1983 wurde Kräutler wegen Teilnahme an einer
Solidaritätsaktion von der Militärpolizei festgenommen und verprügelt. 1987 wurde
der Bischof durch einen inszenierten Unfall schwer verletzt: Ein Kleinlastwagen hatte
frontal sein Auto gerammt.
Die Sorge des Bischofs gilt sowohl den Indios als
auch den Hunderttausenden marginalisierten Kleinbauern und Landarbeitern seiner Diözese,
deren Rechte er gegen die großen agro-industriellen Konzerne verteidigt. Bischof Kräutler
ist Träger zahlreicher österreichischer und internationaler Auszeichnungen. In seinen
840 Gemeinden ist der meist leger gekleidete Bischof überaus beliebt. Ob am Flughafen
oder im Regenwald - er wird erkannt und mit einem „Oi, bispo“ (Hallo, Bischof) begrüßt.
Wenn bei Pfarrvisitationen und sonstigen Gemeindebesuchen Plakate hochgehalten werden
mit Botschaften wie „Dein Leid ist auch unser Leid, Bischof Erwin, wir lieben Dich“,
dann sei er sich sicher, dass das Reich Gottes hier und jetzt beginne. Mit diesem
Rückhalt hält er es auch aus, rund um die Uhr von Sicherheitsleuten beschützt zu werden:
„Allein bin ich nur in meinem Zimmer und in meinem Büro“.