Von Katharina Sedlak,
geistliche Bundesleiterin der KSJ, Köln.
„Wenn sie auf Mose und die Propheten
nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten
aufersteht.“
Liebe Hörerinnen und Hörer, heute habe ich ihnen eine kleine
Geschichte zum Nachdenken mitgebracht: Ein Indianer besucht einen weißen Mann.
In einer Stadt zu sein, mit dem Lärm, den Autos und den vielen Menschen – all dies
ist ungewohnt und verwirrend für ihn. Die beiden Männer gehen die Straße entlang,
als der Indianer plötzlich stehen bleibt: „Hörst du auch, was ich höre?“ Der Andere
horcht: „Alles was ich höre, ist das Hupen der Autos und das Rattern der Omnibusse.“
„Ich höre ganz in der Nähe eine Grille zirpen.“ „Du musst dich täuschen. Hier gibt
es keine Grillen. Und selbst wenn es eine gäbe, man könnte sie bei dem Lärm nicht
hören.“ Der Indianer geht ein paar Schritte weiter und bleibt vor einer Hauswand stehen.
Wilder Wein rankt an der Mauer. Er schiebt die Blätter auseinander – und da sitzt
tatsächlich eine Grille. Der Andere sagt: „Indianer können eben besser hören als
Weiße.“ „Ich bin nicht sicher“, erwidert der Indianer, lässt sich ein 50-Cent-Stück
geben und wirft es auf das Pflaster. Es klimpert auf dem Asphalt, Leute bleiben stehen
und sehen sich suchend um. „Siehst du“, sagt der Indianer, „das Geräusch, das das
Geldstück gemacht hat, war nicht lauter als das der Grille. Und doch hörten es viele.
Wir alle hören eben auf das, worauf wir zu achten gewohnt sind.“ Worauf achten
Sie gewöhnlich? Was nehmen Sie wahr? Wo sind Sie aufmerksam? Was ist Ihnen so wichtig,
dass Sie es hören, egal wie leise es ist? Das Evangelium heute fordert uns auf,
auf das zu achten, woran wir nicht gewohnt sind. Aufmerksam zu werden für die leisen
Töne des Lebens. Vielleicht kann man darin etwas von dem Trost zu finden, den der
arme Lazarus in den Armen Abrahams gefunden hat. Ich werde es versuchen. (rv 25.09.2010
ord)