2010-09-24 14:11:51

Katholisch-Orthodoxer Dialog: Kirchen signalisieren Lernbereitschaft


RealAudioMP3 Eine positive Zwischenbilanz ziehen die Teilnehmer der laufenden zwölften Dialogtagung der katholischen und der orthodoxen Kirche in Wien. Es gebe eine große gegenseitige Lernbereitschaft unter den Kirchen, so der Tenor einer Pressekonferenz mit Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof Kurt Koch (der den erkrankten Leiter der katholischen Kommission, Kardinal Walter Kasper, vertritt) sowie dem Leiter der orthodoxen Delegation, Metropolit Ioannis (Zizoulas) von Pergamon. Gegenstand der noch bis Sonntag dauernden Tagung ist die Frage, wie der Primat des Bischofs von Rom im ersten Jahrtausend, also vor der Trennung von orthodoxer und katholischer Kirche, gelebt wurde. Diskutiert wird diese Frage im Wiener Kardinal König-Haus von einer rund dreißigköpfigen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen und orthodoxen Kirche.

Auch wenn es noch keine konkret fassbaren Ergebnisse gebe, so habe das Studium der historischen Quellen bereits gezeigt, dass es in der Praxis tatsächlich eine gelebte Vorrangstellung Roms unter den fünf klassischen Sitzen (Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem) im ersten Jahrtausend gegeben habe, wie dies das Dokument von Ravenna (2007) bereits festgehalten habe. Erzbischof Koch und Metropolit Ioannis unterstrichen, dass die Gespräche die unbedingte Zuordnung von Synodalität und dem Primat sichtbar gemacht haben. „Es gibt keinen Ersten (protos) ohne das Prinzip der Synodalität und keine Synodalität ohne den Ersten“, so Ioannis. Das Quellenstudium habe gezeigt, dass dieses Prinzip der „Wechselseitigkeit von Primat und Synodalität“ tatsächlich im ersten Jahrtausend zwischen den Kirchen gelebt wurde. Erzbischof Koch räumte zu dieser Frage ein, dass die katholische Kirche ihre Stärke in der Ausfaltung des Primatsgedankens habe, die Orthodoxie hingegen die Synodalität stärker hervorhebe. „Ich gebe zu, dass die katholische Kirche bei der Synodalität Nachholbedarf hat“, so Koch. Ökumene bedeute jedoch immer ein gegenseitiges Voneinander-Lernen.

Als wesentliche „Zukunftsfrage“ bezeichnete Koch die Frage nach dem Modell der angestrebten kirchlichen Einheit. Dazu seien noch weitere Klärungen gerade auf Seiten der zahlreichen autokephalen Kirchen notwendig. „Wir werden einander offen sagen müssen, was wir uns für ein Modell an Kircheneinheit vorstellen“. Dies könne jedoch nicht ein monolithisches Einheitsmodell sein, das über bestehende kulturelle Unterschiede einfach hinwegsieht. Diese gelte es auch zukünftig zu pflegen und als Bereicherung der Kirche zu verstehen, waren sich Koch und Ioannis einig.

Ioannis räumte seinerseits ein, dass die Autokephalie bei der Suche nach einem gemeinsamen Einheitsverständnis tatsächlich „ein Problem“ darstelle – „insbesondere, wenn die Autokephalie mit nationalistischen Aspekten einhergeht“. Zuversichtlich zeigte sich Ioannis in diesem Zusammenhang zur Frage nach einem gemeinsamen panorthodoxen Konzil. „Ich bin froh, sagen zu können, dass wir gute Fortschritte in Richtung eines solchen Konzils machen, und ich hoffe, dass wir sehr bald in der Lage sein werden, ein solches einzuberufen.“ Zur Fortsetzung des Dialogs sagte Ioannis, dass man vermutlich als nächstes den Fokus wieder stärker auf theologische Fragen legen werde. Er hoffe, dass die nächste Vollversammlung der Kommission in zwei Jahren stattfinden werde. Dies hänge jedoch nicht zuletzt von den Fortschritten und Ergebnissen der laufenden Tagung ab. Ein abschließendes Dokument werde es voraussichtlich nicht geben, jedoch ein gemeinsames Kommunique. - Die Dialogtagung endet am Wochenende mit zwei feierlichen Gottesdiensten - zum einen am Samstag, 18 Uhr, mit einem Pontifikalamt im Wiener Stephansdom, zum anderen am Sonntag, 10 Uhr, mit einem Gottesdienst in der griechisch-orthodoxen Kathedrale am Fleischmarkt.

(kap 24.10.2010 sk)








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