2010-09-21 13:46:36

Vatikan/UNO: „Moralische Standards für Millenniumsziele“


RealAudioMP3 Der Heilige Stuhl zieht mit der UNO an einem Strang, wenn es um die Bekämpfung von Armut geht. Daher: vollste Unterstützung aus dem Vatikan für die so genannten UNO-Millenniumsziele, die unter anderem die Zahl der Hungernden bis 2015 halbieren wollen. Von Montag bis Mittwoch tagte dazu am Sitz der UNO in New York eine Konferenz. Benedikt XVI. hatte als seinen Stellvertreter den Präsidenten seines Rates für Gerechtigkeit und Frieden nach New York entsandt.


Im Namen des Papstes wandte sich Kardinal Peter Turkson beim Millenniumsgipfel gegen Geburtenbeschränkung als Mittel der Armutsbekämpfung. Im Plenarsaal der UNO, in dem 140 Staats- und Regierungschefs saßen, sagte der Delegationsleiter des Heiligen Stuhls:

„Es wäre bösartig und kurzsichtig, die Millenniumsziele dafür zu missbrauchen, einen egoistischen Lebensstil aufzuzwingen oder eine Bevölkerungspolitik, die bloß die Zahl der Armen reduziert. Das sage ich nicht bloß als Kirchenmann, sondern auch als Afrikaner und als Sohn einer armen Familie. Ich rufe die Weltgemeinschaft dazu auf, keine Angst vor den Armen zu haben. Die Millenniumsziele sind dazu da, Armut zu bekämpfen, aber nicht die Armen auszurotten!“

Kritisch äußerte sich Turkson auch über den Schlussteil des Millenniums-Dokuments, wo von Reproduktionsmedizin und Familienplanung die Rede ist. Diese Stelle dürfe nicht als Recht auf Abtreibung und Verhütungsmittel interpretiert werden.
Die Hindernisse für die Entwicklung liegen aus Sicht der Heiligen Stuhles anderswo. Und sie sind zahlreich. Auf der Seite der Entwicklungsländer nannte Turkson schlechte Regierungsführung, gepaart mit Korruption. Auf der Seite der Industrienationen hingegen ortete der Kurienkardinal am Beispiel von Steuerhinterziehung und Steuerparadiesen "unverantwortliches Handeln eines großen Teils der Finanzmanager", während Regierungen wegsähen. Und das sei noch nicht alles.
„Exzessiver Nationalismus und massives Eigeninteresse, alte und neue Ideologien, die Kriege und Konflikte schüren, sind Hindernisse für die Entwicklung. Ebenso illegaler Handel von Menschen, Drogen und Rohstoffen, gepaart mit der Situation von Krieg und extremer Armut einerseits, und andererseits die Skrupellosigkeit gewisser wirtschaftlicher und sozialer Verhandlungspartner aus den entwickelten Regionen. Alle Länder, besonders die reicheren und mächtigeren, müssen in Übereinstimmung mit verantwortungsvoller internationaler Solidarität handeln.“

Konkret forderte Turkson die reichen Staaten dazu auf, ihre Märkte offen zu halten für Produkte ärmerer Nationen. Auch sollten sie großzügig ihre technologischen Errungenschaften mit den Entwicklungsländern teilen. Und er rief die Staats- und Regierungschefs dazu auf, die oft erfolgreich im Kleinen agierenden NGOs, darunter auch kirchliche, nicht in ihrem Wirken zu behindern. Am Ende seiner Ansprache weitete Turkson den Blick auf nicht-materielle Mangelerscheinungen wie Beziehungsarmut, emotionelle und spirituelle Armut.

„Die menschliche Person muss im Mittelpunkt der Sorge um Entwicklung stehen. Werden die politischen, religiösen und wirtschaftlichen Rechte und Freiheiten eines jeden Menschen respektiert, dann ändert sich das Vorzeichen, dann wird der Mensch nicht mehr als Hindernis auf dem Weg zur Entwicklung gesehen, sondern als Teil der Lösung.“
(rv 22.09.2010 gs)










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