2010-09-19 13:32:22

Vier Tage Papst in Großbritannien: Eine Bilanz


RealAudioMP3 Die Papstreise nach Großbritannien geht zu Ende; während Benedikt XVI. nun noch die britischen Bischöfe trifft und dann die Heimreise nach Rom antritt, ist der öffentliche Teil vorbei. Ein Rückblick und eine Einschätzung der Reise von unserem Korrespondenten Pater Bernd Hagenkord:

Dialog. Wenn man ein einziges Wort für die Papstreise nach Großbritannien finden müsste, dann wäre das Wort Dialog ein vielversprechender Kandidat dafür. Wer sich noch an die letzte Reise, die von Papst Johannes Paul II. erinnert, der wird Unterschiede sehen. Für Papst Benedikt gab es Respekt, weniger den überbordenden Jubel. Diskurs und Thema, nicht charismatischer Jubel. Aber trotzdem oder vielleicht sogar deswegen: Die Reise war ein Erfolg.

Nicht nur, weil entgegen den Erwartungen dann doch sehr viele Menschen zu den Begegnungen und den Messen kamen, sondern vor allem, weil der Papst seine Anliegen in der öffentlichen Diskussion hat unterbringen können.

Nach den von Papst Benedikt XVI. selbst gesetzten Prioritäten für das Pontifikat ist das genau das, wozu er Papst sein will. Erinnern wir uns daran, was Benedikt wiederholt als seine Priorität angesehen hat. In einem Brief an die Bischöfe benannte er sie vor einem Jahr: „In unserer Zeit, in der der Glaube in weiten Teilen der Welt zu verlöschen droht wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr findet, ist die allererste Priorität, Gott gegenwärtig zu machen in dieser Welt und den Menschen den Zugang zu Gott zu öffnen. (Daraus) ergibt sich dann von selbst, dass es uns um die Einheit der Glaubenden gehen muss. Denn ihr Streit stellt die Rede von Gott in Frage. Daher ist das Mühen um das gemeinsame Glaubenszeugnis der Christen – um die Ökumene – in der obersten Priorität mit eingeschlossen.“ [Aus dem Brief des Papstes an die Bischöfe, März 2009]

Das liest sich wie ein Programm für diese Reise. Das Sprechen von Gott in der modernen, säkularen Gesellschaft und Rechenschaft ablegen für die Hoffnung, die uns trägt, und die Aufgabe, den Glauben nicht in die Privatsphäre abdrängen zu lassen; dazu die Pflicht, das als eine gemeinsame Gemeinschaft als Christen, in Ökumene, zu tun, das waren die Leitmotive für diesen Besuch. Und die Reaktionen - positive wie negative - zeigen, dass Benedikt XVI. dies gelungen ist.

Die Seligsprechung von John Henry Newman fasst das alles sehr gut zusammen. Seine Person, seine Bedeutung sowohl für die Anglikaner als auch für die Katholiken, sein Engagement für Gewissensfreiheit und die Suche nach Glauben, auch unter persönlichen Kosten machen ihn zu einem Patron dieser Reise.

Die Höhepunkte? Sicherlich gehört das Treffen in der katholischen Schule Saint Mary`s dazu, ebenso die ökumenischen und interreligiösen Treffen. Aber da wird es viele verschiedene Meinungen und Einschätzungen geben. Das prägende Element ist aber nicht ein einzelnen Ereignis, sondern dass der Besuch aus einem Guss gestaltet ist. Die Themen, ihre Abfolge, die Begegnungen: alles war gut aufeinander abgestimmt.

Wie geht es weiter? Die Kommentatoren hier beschäftigen sich schon seit Tagen mit dieser Frage, auf allen Kanälen und Zeitungsseiten. Nicht alle stimmen dem Papst zu, es gibt viel Widerspruch. Aber der Grundton hat sich geändert: Die scharfen Töne zwischen der Kirche und den Kritikern müssten aufhören, so liest man in fast jeder Zeitung, denn schließlich ginge es um etwas Wichtiges. Und spätestens damit hat Papst Benedikt XVI. das erreicht, wozu er nach Großbritannien gekommen ist.
(rv 19.09.2010 ord)







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