Die Papstreise nach
Großbritannien geht zu Ende; während Benedikt XVI. nun noch die britischen Bischöfe
trifft und dann die Heimreise nach Rom antritt, ist der öffentliche Teil vorbei. Ein
Rückblick und eine Einschätzung der Reise von unserem Korrespondenten Pater Bernd
Hagenkord:
Dialog. Wenn man ein einziges Wort für die Papstreise nach Großbritannien
finden müsste, dann wäre das Wort Dialog ein vielversprechender Kandidat dafür. Wer
sich noch an die letzte Reise, die von Papst Johannes Paul II. erinnert, der wird
Unterschiede sehen. Für Papst Benedikt gab es Respekt, weniger den überbordenden Jubel.
Diskurs und Thema, nicht charismatischer Jubel. Aber trotzdem oder vielleicht sogar
deswegen: Die Reise war ein Erfolg.
Nicht nur, weil entgegen den Erwartungen
dann doch sehr viele Menschen zu den Begegnungen und den Messen kamen, sondern vor
allem, weil der Papst seine Anliegen in der öffentlichen Diskussion hat unterbringen
können.
Nach den von Papst Benedikt XVI. selbst gesetzten Prioritäten für das
Pontifikat ist das genau das, wozu er Papst sein will. Erinnern wir uns daran, was
Benedikt wiederholt als seine Priorität angesehen hat. In einem Brief an die Bischöfe
benannte er sie vor einem Jahr: „In unserer Zeit, in der der Glaube in weiten Teilen
der Welt zu verlöschen droht wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr findet, ist die
allererste Priorität, Gott gegenwärtig zu machen in dieser Welt und den Menschen den
Zugang zu Gott zu öffnen. (Daraus) ergibt sich dann von selbst, dass es uns um die
Einheit der Glaubenden gehen muss. Denn ihr Streit stellt die Rede von Gott in Frage.
Daher ist das Mühen um das gemeinsame Glaubenszeugnis der Christen – um die Ökumene
– in der obersten Priorität mit eingeschlossen.“ [Aus dem Brief des Papstes an die
Bischöfe, März 2009]
Das liest sich wie ein Programm für diese Reise. Das Sprechen
von Gott in der modernen, säkularen Gesellschaft und Rechenschaft ablegen für die
Hoffnung, die uns trägt, und die Aufgabe, den Glauben nicht in die Privatsphäre abdrängen
zu lassen; dazu die Pflicht, das als eine gemeinsame Gemeinschaft als Christen, in
Ökumene, zu tun, das waren die Leitmotive für diesen Besuch. Und die Reaktionen -
positive wie negative - zeigen, dass Benedikt XVI. dies gelungen ist.
Die Seligsprechung
von John Henry Newman fasst das alles sehr gut zusammen. Seine Person, seine Bedeutung
sowohl für die Anglikaner als auch für die Katholiken, sein Engagement für Gewissensfreiheit
und die Suche nach Glauben, auch unter persönlichen Kosten machen ihn zu einem Patron
dieser Reise.
Die Höhepunkte? Sicherlich gehört das Treffen in der katholischen
Schule Saint Mary`s dazu, ebenso die ökumenischen und interreligiösen Treffen. Aber
da wird es viele verschiedene Meinungen und Einschätzungen geben. Das prägende Element
ist aber nicht ein einzelnen Ereignis, sondern dass der Besuch aus einem Guss gestaltet
ist. Die Themen, ihre Abfolge, die Begegnungen: alles war gut aufeinander abgestimmt.
Wie
geht es weiter? Die Kommentatoren hier beschäftigen sich schon seit Tagen mit dieser
Frage, auf allen Kanälen und Zeitungsseiten. Nicht alle stimmen dem Papst zu, es gibt
viel Widerspruch. Aber der Grundton hat sich geändert: Die scharfen Töne zwischen
der Kirche und den Kritikern müssten aufhören, so liest man in fast jeder Zeitung,
denn schließlich ginge es um etwas Wichtiges. Und spätestens damit hat Papst Benedikt
XVI. das erreicht, wozu er nach Großbritannien gekommen ist. (rv 19.09.2010 ord)