Fünf Opfer sexuellen
Missbrauchs durch Priester sind an diesem Samstag in London mit Papst Benedikt XVI.
zusammengetroffen. Bereits beim Hinflug hatte Papst Benedikt betont, wie sehr die
Missbrauchsfälle ein Schock für ihn waren, und auch bei der Predigt in der Messe am
Samstag in der Westminster Cathedral fand er noch einmal klare und sehr persönlich
gehaltene Worte. Nach dem Treffen hatten wir Gelegenheit, Papstsprecher Lombardi zu
dem Treffen zu befragen. „Der Papst ist, wie auch bei den anderen Gelegenheiten,
zu denen er Opfer getroffen hat, immer sehr tief beeindruckt und spirituell sehr engagiert.
Er hat das Engagement der Kirche versprochen für die Hilfe, die die Opfer noch brauchen,
und er hat auch das Engagement der Kirche versprochen, damit das nie mehr geschehen
kann.“ Pater Lombardi sprach von der Erneuerung der Kirche, von Läuterung,
die benötigt werde, damit ihr Zeugnis wieder glaubwürdig werde. Das Treffen mit den
Opfern war erwartet worden, der Termin aber wie üblich im Vorfeld nicht bekannt gegeben
worden. Es fand in der apostolischen Nuntiatur in Wimbledon statt und dauerte etwa
40 Minuten, vier Frauen und ein Mann nahmen daran teil. Gerüchten entgegentretend
erklärte Lombardi, dass es von Seiten der Kirche keinerlei Bedingungen für die Gespräche
gegeben habe. Im weiteren Verlauf des Samstag Nachmittags gab es dann eine Anschlussbegegnung:
„Was heute neu war, war eine zweite Begegnung des Papstes mit Menschen, die
für den Kinderschutz engagiert sind, die Verantwortliche auf nationaler, regionaler
und auf Pfarreiebene sind und die sehr professionell und kompetent sind. Sie bilden
für uns die ganze Organisation von Zentren und Institutionen, die für den Kinderschutz
arbeiten.“ Diese Institutionen zur Prävention und für den Kinderschutz waren
in Großbritannien nach Bekanntwerden des Missbrauchsfälle vor zehn Jahren eingerichtet
worden. Wichtig in der Ansprache des Papstes vor den Mitarbeitern sei vor allem die
Betonung der guten Zusammenarbeit gewesen, die sich zwischen kirchlichen und staatlichen
Institutionen in Großbritannien entwickelt habe, so Lombardi. Der Papst habe ausdrücklich
gelobt, dass die Kirche hier keine Sonderwege gehe und erklärt, wie wichtig es sei,
allen Missbrauchsvorwürfen „zügig und gerecht“ zu begegnen. Selbstzufriedenheit sei
beim Thema Missbrauch unangebracht, aber dennoch habe der Papst den Verdienst dieser
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorheben wollen, so Pater Lombardi. Damit
ist aber nicht gesagt, dass damit die Diskussion zu ihrem Ende kommt. „Das
hängt nicht von uns, sondern von den Kritikern ab. Was für den Papst und für uns wichtig
ist, ist dass wir alles machen, was wir müssen und unsere Pflicht ist. Und hier gibt
uns der Papst eine starke Hilfe, die richtige Richtung zu finden, damit wir alles
tun, was nötig ist: sowohl um zu hören als auch zu helfen, geistlich und auch in der
Prävention, im Kinderschutz, denn das ist auch notwendig.“ (rv 18.09.2010
ord)