Papst: „Mein tiefes Bedauern über Missbrauchsfälle“
Am dritten Tag der
Papst-Reise in Großbritannien stand eine Pontifikalmesse in der katholischen Kathedrale
von Westminster auf dem Programm. Es war sozusagen der religiöse Höhepunkt des Besuchs
in London. Mehrere Tausend Jugendliche waren vor der Kathedrale versammelt und verfolgten
den Gottesdienst auf Großbildschirmen. Empfangen wurde der Papst
in der Westminster-Kathedrale mit imposanten Orgelklängen. Eindrucksvoll sprach der
Papst in seiner Predigt über die Fehler „einer geringen Zahl Kleriker“. Er empfinde
„Beschämung und Demütigung“ angesichts der Missbrauchsfälle, sagte der Papst. Etwa
1.500 Kirchgänger hörten ihm dabei zu. Darunter waren fast alle 59 britischen Bischöfe.
Die liturgische Farbe rot dominierte das Bild, auch wenn unter den geladenen Gästen
einige Vertreter anderer christlichen Kirchen dabei waren. Denn bei diesen dominierte
schwarz. Unter ihnen war auch der Anglikaner-Primas und Erzbischof von Canterbury
Rowan Williams.
Treffen mit Jugendlichen Rund 2.500 katholische
Jugendliche haben den 83-jährigen Papst nach der Pontifikalmesse mit einem Kreischkonzert
empfangen. Die jungen Gläubigen waren aus allen Bistümern des Landes zusammengekommen.
Paschal Uche, ein junger Farbiger aus Brentwood in Ost-London, begrüßte Benedikt XVI.
im Namen aller. In seinem „Gruß an die Jugend“ warnte der Papst nach der Messe vor
den Gefahren von Neid, Selbstsucht und Stolz.
„Auch inmitten der Geschäftigkeit
und des Alltagsstresses müssen wir Raum schaffen für Stille, denn in der Stille geschieht
es, dass wir Gott finden, und in der Stille geschieht es, dass wir unser wahres Selbst
entdecken.“
Zugleich appellierte er an die Jugendlichen, an einer „Zivilisation
der Liebe“ mitzuwirken. Und er fügte hinzu:
„Ich bitte euch, auch für mich
zu beten, für meinen Dienst als Nachfolger Petri und für die Nöte der Kirche in aller
Welt.“
Und was nicht fehlen durfte, war der britische Humor: Ein Transparent
in der Menge begrüßte den Papst mit „We love our German Shepherd“ – was sich sowohl
mit „Wir lieben unseren deutschen Hirten“ als auch mit „Wir lieben unseren Deutschen
Schäferhund“ übersetzen lässt.
Verbindung mit Wales Nach dem
Pontifikalgottesdienst und dem kurzen Treffen mit den Jugendlichen segnete der Papst
ein Mosaik des heiligen Missionars David. Dieser heilige Mönch des 6. Jahrhundert
ist Nationalpatron der Waliser. Danach entzündete der Papst eine Kerze für die verehrte
Marienstatue „Our Lady of the Taper“ aus dem Marienwallfahrtsort Cardigan – ebenfalls
aus Wales. Mit diesen beiden Zeichen wollte der Papst seine Verbundenheit mit den
walisischen Katholiken zeigen. Der walisische Bischof Edwin Regan von Wrexham sagte,
seine Freude über den Papstbesuch sei nur dadurch getrübt, dass Benedikt XVI. nicht
selbst nach Wales kommen konnte. Regan richtete sein Grußwort sowohl auf Englisch
als auch Walisisch an den Papst; dieser revanchierte sich mit einem Segen auf Gälisch.