Papst in „Westminster Abbey“: Die Kernsätze aus seiner Predigt
Es waren vielleicht
die eindringlichsten Bilder dieser Großbritannien-Reise Benedikts XVI.: Als erster
Papst hat er am Freitag Abend am anglikanischen „Evening prayer“, der Vesper in der
Londoner Westminster Abbey teilgenommen. Seite an Seite betete er mit dem anglikanischen
Primas Rowan Williams, dem Erzbischof von Canterbury, am Schrein des heiligen Königs
Edward the Confessor. Williams würdigte in seiner Predigt die Enzykliken des Papstes,
verwies aber auch darauf, dass in der Christenheit noch kein Konsens über das Papstamt
besteht. Der Titel des römischen Bischofs „Diener der Diener Gottes“ sei der, der
ihm dem Evangelium am gemäßesten scheine, so der Primas. Hier finden Sie die Kernsätze
aus der Predigt von Papst Benedikt XVI.:
„Liebe Freunde in Christus! Dieses
Jahr begehen wir den hundersten Jahrestag der modernen ökumenischen Bewegung. In einer
Gesellschaft, die der christlichen Botschaft zunehmend gleichgültig oder sogar feindlich
gegenübersteht, sind wir um so mehr in der Pflicht, zu zeigen, daß der auferstandene
Herr die Antwort auf die tiefsten Fragen und die geistigen Sehnsüchte der Menschen
unserer Zeit ist.
Unser Einsatz für die Einheit der Christen hat keinen geringeren
Ursprung als unseren Glauben an Christus, an diesen Christus, der von den Toten auferstanden
ist. Die Realität der Person Christi, sein Erlösungswerk und vor allem die historische
Tatsache seiner Auferstehung sind der Inhalt des apostolischen Kerygmas und der Glaubensbekenntnisse,
die vom Neuen Testament selbst an seine vollständige Weitergabe garantiert haben.
Die Einheit der Kirche kann nie etwas anderes sein als Einheit im apostolischen Glauben,
in dem Glauben, der jedem neuen Glied am Leib Christi im Taufritus anvertraut wird.
Liebe Freunde, wir müssen mit einem im Evangelium begründeten Realismus die
Herausforderungen anerkennen, die uns erwarten - nicht nur auf dem Weg zur Einheit
der Christen, sondern auch bei unserer Aufgabe, Christus in unserer Zeit zu verkünden.
Die Treue zum Wort Gottes verlangt von uns einen Gehorsam, der frei sein muß von intellektuellem
Konformismus und bequemer Anpassung an den Zeitgeist.“