Im Gespräch mit uns: Papstbeobachter P. Bernd Hagenkord
Als erster öffentlicher
Programmpunkt stand an diesem Samstagmorgen eine Messe in der Westminster Cathedral,
der katholischen Kathedrale Londons, auf dem Programm. Pater Bernd Hagenkord hat ihn
für uns beobachtet, was waren die interessantesten Punkte der Predigt?
Wie
immer hat der Papst auch einen theologischen Rahmen gehabt, es ging um die Kirche
und ihre Quelle in Christus, aber ausgehend davon hat er zwei konkrete Dinge angesprochen:
noch einmal ganz klar und deutlich den Missbrauch, er hat vom ungeheuren Leiden und
den unbeschreiblichen Verbrechen gesprochen und von der Beschämung und Demütigung
für die ganze Kirche. Und dann ist er zum Schluss auch noch einmal auf die Bedeutung
der Laien in der Kirche eingegangen, ihre wachsende Rolle und dass das eben genau
keine Konkurrenz zu den Priestern ist, dass Laien ihre eigene Rolle haben, die ihnen
dem Konzil nach auch zusteht.
Benedikt hat ja einen ganzen Fächer von Themen
bei seiner Reise bisher angesprochen, auch sehr konkreter gesellschaftlicher Art.
Was geschieht jetzt mit diesen Anliegen des Papstes, werden die in der britischen
Politik debattiert?
Das war bei einem Treffen ohne den Papst bereits am Freitagabend
der Fall. Vertreter der Kurie und der Bischöfe haben sich mit Regierungsvertretern
getroffen und über Klimawandel, Gerechtigkeit und die Millenniums-Entwicklungsziele
gesprochen, über Toleranz in der Gesellschaft und über wirtschaftliche Fragen. Das
sind alles Fragen, die der Papst selber vorher in Ansprachen schon aufgeworfen hatte.
Jetzt wird konkret darüber gesprochen, auf Arbeitsebene. Also nicht nur Reden, wenn
ich das einmal so sagen darf, sondern auch erste konkrete Ergebnisse.
Nach
der Messe hat es noch ein Treffen mit Jugendlichen gegeben, direkt vor der Kathedrale.
Wie hat man den Papst empfangen?
Das war vielleicht das schönste Ereignis in
den letzten Tagen, nicht nur des Jubels wegen. Genauso, wie er gestern die Kinder
angesprochen hat - und ich war in einer Schule dabei und habe gesehen, dass das funktioniert
hat - so hat er heute die Jugendlichen erreicht. Er hat von Liebe gesprochen, eines
seiner ureigensten Themen. Über Formung durch Liebe, über das geben von Liebe, über
Inspiration, Beständigkeit, über die Überfülle, über Idealismus, aber auch von Schwierigkeiten,
die alle mit Liebe zusammenhängen. Und man konnte an den Gesichtern ablesen, dass
diese Botschaft direkt bei den jungen Menschen ankam. Der Papst hat hier wirklich,
wie der Titel der Papstreise Lautet, von Herz zu Herz gesprochen. (rv 18.09.2010
ord/gs)