Papst feierte Messe in Glasgow - Aufruf zur „Evangelisierung der Kultur“
In der schottischen
Wirtschaftsmetropole Glasgow hat Papst Benedikt am ersten Tag seiner Großbritannien-Reise
eine große Messe gefeiert. Daran nahmen am Donnerstagnachmittag in einem großen Park
der Stadt etwa 70.000 Menschen teil. In seiner Predigt rief Benedikt zu einer „Evangelisierung
der Kultur“ auf und wandte sich gegen „Bestrebungen, den religiösen Glauben aus dem
öffentlichen Diskurs auszuschließen, ihn zu privatisieren oder ihn sogar als Bedrohung
der Gleichheit und der Freiheit darzustellen“. In Wirklichkeit sei Religion „eine
Garantie für echte Freiheit und Achtung“, meinte der Papst.
Auf den Spuren
seines Vorgängers Der Bellahouston Park in Glasgow ist unweit des Ortes,
an dem sein Vorgänger Papst Johannes Paul II. vor fast dreißig Jahren ebenfalls eine
Messe feierte. Damals war es die größte Menschenmenge, die sich jemals in der schottischen
Geschichte versammelt hatte. In seiner Predigt fügte Papst Benedikt XVI. an:
„Vieles
ist seit diesem historischen Besuch in Schottland und in der Kirche in diesem Land
geschehen. Mit großer Zufriedenheit stelle ich fest, dass der Aufruf von Papst Johannes
Paul II. an euch, Hand in Hand mit euren Mitchristen voranzugehen, zu größerem Vertrauen
und zu größerer Freundschaft mit den Mitgliedern der Church of Scotland, der Scotish
Episcopal Church und anderen geführt hat. Ich möchte euch ermutigen, auch weiterhin
mit ihnen zu beten und zu arbeiten für den Aufbau einer helleren Zukunft für Schottland,
die auf unserem gemeinsamen christlichen Erbe basiert.“
Schottland sei
ein Land der Ökumene: In diesem Jahr fällt der 450. Jahrestag des Reformations-Parlamentes
und der 100. Jahrestag der Weltmissions-Konferenz in Edinburgh, die weithin als die
Geburtsstunde der modernen ökumenischen Bewegung angesehen wird.
„Lasst
uns Gott danken für die in ökumenischer Verständigung und Zusammenarbeit liegende
vielversprechende Hoffnung auf ein geeintes Zeugnis für Gottes rettende Wahrheit in
der heutigen schnelllebigen Gesellschaft.“ Religion sei eine Garantie für
echte Freiheit und Achtung, so der Papst. Sie führe dazu, jeden Menschen als Bruder
oder Schwester zu betrachten.
„Aus diesem Grund appelliere ich besonders
an euch gläubige Laien, entsprechend eurer in der Taufe begründeten Berufung und Sendung
nicht nur öffentlich Vorbilder im Glauben zu sein, sondern euch auch für die Förderung
der Weisheit und der Sichtweise des Glaubens in der Öffentlichkeit einzusetzen. Die
Gesellschaft braucht heute klare Stimmen, die unser Recht betonen, nicht in einem
Dschungel selbstzerstörerischer und willkürlicher Freiheiten zu leben, sondern in
einer Gesellschaft, die für das wahre Wohl ihrer Bürger sorgt und ihnen angesichts
ihrer Schwäche und Unsicherheit Wegweisung und Schutz bietet. Habt keine Angst, diesen
Dienst an euren Brüdern und Schwestern wie auch für die Zukunft eurer geliebten Nation
auf euch zu nehmen.“ Zum Schluss richtete der Papst ein Wort an die jungen Katholiken
Schottlands.
„Ich möchte euch dringend ans Herz legen, ein Leben zu führen,
das des Herrn (vgl. Eph 4,1) und euer selbst würdig ist. Viele Versuchungen stehen
euch Tag um Tag vor Augen – Drogen, Geld, Sex, Pornographie, Alkohol –, von denen
die Welt euch vorgaukelt, sie brächten Glück, doch diese Dinge sind zerstörerisch
und zwiespältig. Nur eines ist dauerhaft: die Liebe, die Jesus Christus persönlich
zu einem jeden von euch hat. Sucht ihn, lernt ihn kennen und liebt ihn, dann wird
er euch befreien von der Sklaverei gegenüber der verlockenden, aber oberflächlichen
Existenz, für die die heutige Gesellschaft so häufig wirbt. Legt ab, was wertlos ist,
und lernt von eurer eigenen Würde als Kinder Gottes. Im heutigen Evangelium bittet
Jesus uns, um Berufungen zu beten: Ich bete darum, dass viele von euch Jesus kennen
und lieben lernen und durch diese Begegnung dahin gelangen, sich ganz Gott hinzugeben,
besonders diejenigen unter euch, die zum Priestertum und zum Ordensleben berufen sind.
Dies ist der Ruf, den Gott jetzt an euch richtet: Die Kirche heute ist eure!“