Benedikt zu Missbrauch: „Kirche war nicht wachsam genug"
Bei seinem Gespräch
mit den Journalisten im Flugzeug ging Papst Benedikt selbstkritisch auf die Missbrauchsskandale
ein, die in den vergangenen Monaten und Jahren die katholische Kirche erschütterten.
Die Enthüllungen über pädophile Priester seien für ihn „ein Schock“ gewesen und hätten
ihn mit „großer Trauer“ erfüllt, so der Papst. Die Autorität der Kirche sei in der
Angelegenheit "nicht genügend wachsam" gewesen und auch nicht genügend schnell beim
Ergreifen der notwendigen Maßnahmen. Hier die gesamte Antwort Papst Benedikts auf
die Frage, was er dazu beitragen könnte, dass nach den Missbrauchsskandalen das Vertrauen
der Gläubigen wieder wächst:
„Vor allem muss ich sagen, dass diese Enthüllungen
für mich ein Schock waren. Sie sind tief traurig. Es ist schwer zu verstehen, wie
diese Perversion des Priesteramtes möglich war. Der Priester ist im Moment seiner
Weihe seit Jahren auf dieses Amt vorbereitet. Er sagt Ja zu christus, Ja dazu, seine
Stimme zu werden, sein Mund und seine Hand. Er sagt Ja dazu, zu dienen mit seiner
ganzen Existenz, damit der Gute Hirte, der liebt und hilft und hinführt zur Wahrheit,
in der Welt anwesend ist. Wie ein Mann, der so etwas gelobt hat, in diese Perversion
fallen kann, ist schwer zu verstehen. Es ist auch traurig, dass die Autorität der
Kirche nicht wachsam genug war, nicht schnell und entschieden genug, die notwendigen
Maßnahmen zu treffen. Wir müssen jetzt, so scheint mir, eine Zeit der Buße und der
Demut einhalten und eine absolute Aufrichtigkeit wiederfinden bzw. neu erlernen. Was
die Opfer betrifft, sind, denke ich, drei Dinge wichtig. Zunächst, im Vordergrund
müssen die Opfer stehen. Wie können wir reparieren, was können wir tun, um diesen
Menschen zu helfen, dieses Trauma zu heilen, das Leben wiederzufinden, und auch das
Vertrauen in die Botschaft Christi wiederzufinden? Heilung und Engagement für die
Opfer ist die erste Priorität, mit der Hilfe von Psychologen und geistlicher Anleitung.
Zweitens, das Problem der Schuldigen. Die gerechte Strafe ist, sie auszuschließen
von jeder Möglichkeit, mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Denn wir wissen, das
das eine Krankheit ist, und der freie Willen funktioniert nicht, wo diese Krankheit
ist. Wir müssen also diese Personen auch vor sich selbst schützen und ihnen jede Möglichkeit
des Kontakts mit Jugendlichen nehmen. Drittens, die Prävention. In der Auswahl
und der Heranbildung der Kandidaten zum Priesteramt müssen wir aufmerksam sein, um
allfällige zukünftige Fälle auszuschließen. Ich möchte auch in diesem Moment dem britischen
Episkopat danken für seine Aufmerksamkeit für die Opfer, seine Zusammenarbeit mit
dem Heiligen Stuhl und den öffentlichen Instanzen. Der britische Episkopat hat da
große Arbeit getan und ich bin sehr dankbar dafür.“ (rv 16.09.2010 gs)