Wieder Tote bei Unruhen
in Kaschmir, immer mehr Instabilität in Pakistan, Demonstrationen in Kabul: Nicht
nur Politiker, auch der Papst blickt zur Zeit sorgenvoll nach Zentralasien. Bei seiner
Generalaudienz an diesem Mittwoch formulierte er einen Friedensappell, der allerdings
ziemlich allgemein gehalten war: „Ich folge den Ereignissen dieser
Tage in einigen Teilen Indiens, Pakistans und Afghanistans mit Sorge. Ich bete für
die Opfer und bitte um den Respekt der Religionsfreiheit. Möge die Logik der Versöhnung
und des Friedens über Hass und Gewalt siegen!“ Benedikt denkt bei
seinem Appell wohl vor allem an die Kaschmir-Region. Dort gab es in den letzten Tagen
große Demonstrationen von Separatisten; dabei kamen am Montag 18 Menschen ums Leben.
An diesem Mittwoch wurden in Kaschmir drei Menschen getötet. Angeheizt wurden die
Proteste auch von der Ankündigung einer Koran-Verbrennung in den USA. Das führt zu
islamischem Unmut gegen die christliche Minderheit in Kaschmir. Erst am Sonntag
hat sich der Papst mit dem pakistanischen Minister für Minderheiten getroffen – es
ist der Katholik Shahbaz Bhatti. Dieser beteuert im Gespräch mit uns, dass die Gewalt
gegen Christen in Pakistan oder Kaschmir nichts mit Religion zu tun habe, sondern
einfach kriminell sei. Der erste christliche Minister Pakistans verneint auch kategorisch,
dass bei der Verteilung von Fluthilfen Christen in Pakistan derzeit diskriminiert
würden. Islamabad tue viel für die Minderheiten: „Ich glaube, das
Wichtigste ist es, das Denken und Fühlen der Menschen zu ändern – und in diesem Sinn
haben wir eine interreligiöse Kampagne gestartet. Wir versuchen wirklich alles, um
die Menschen zu mäßigen, die von Terroristen oder militanten Gruppen beeinflusst werden.
Wir haben auch Erfolge, aber der Weg ist noch weit.“ Nach Angaben
des Ministers hat Benedikt allen, die von der verheerenden Flutkatastrophe betroffen
sind, seine Nähe versichert „und bekräftigt, dass alles Mögliche getan werde, um ihnen
Hilfe zu bringen“. Aus dem indischen Kaschmir berichtet der Ortsbischof, dass ein
großes Polizei-Aufgebot versucht, christliche Kirchen und Schulen zu schützen. Dennoch
sei die christliche Minderheit „sehr besorgt“: „Wir fühlen uns unsicher“, so Bischof
Celestine Elampassery von Jammu und Srinagar. Von zehn Millionen Einwohnern im indischen
Teil Kaschmirs sind 25.000 Christen; darunter sind 15.000 Katholiken.