Ö: Hoffnung auf „Meilenstein“ im katholisch-orthodoxen Dialog
Die Stellung des Papstes innerhalb der Kirche des ersten Jahrtausends – dieses Thema
steht im Mittelpunkt der zwölften Vollversammlung der offiziellen „Kommission für
den theologischen Dialog zwischen der katholischen und orthodoxen Kirche“. 30 Experten
aus Ost und West nehmen an der Konferenz vom 20. bis 16. September im Wiener Kardinal-König-Haus
teil. Kardinal Christoph Schönborn und der orthodoxe Metropolit Staikos erwarten sich
von der Begegnung Fortschritte in den Beziehungen zwischen beiden Kirchen. Der Wiener
Erzbischof gehört selbst der katholischen Delegation an; im Gespräch mit kathpress
sagte er:
„Ich denke, an erster Stelle steht die Frage der Verkündigung
der Frohen Botschaft, der Mission. Aber es ist gut, auch über das Thema der Kirchenstruktur
miteinander im Gespräch zu sein. Und ich hoffe, dass die Tagung in Wien ein Meilenstein
sein wird in der Klärung der Annäherung über diese so schwierige und doch so wichtige
Frage.“
Auch Metropolit Staikos hofft auf wesentliche ökumenische Schritte
vorwärts, warnt aber zugleich vor einem „theologischen Wettlauf“ – man brauche einen
„effektiven und beständigen Dialog“, so der Metropolit wörtlich. Grundlage für eine
Wiederherstellung der kirchlichen Einheit in der Zukunft sei…
„…die Rolle
des Bischofs von Rom im ersten Jahrtausend. Und ich glaube, wenn diese Rolle gut erleuchtet
wird, wird sie uns ein Fundament geben – ein tausendjähriges Fundament für das weitere
Leben, mit Aussicht auf Wiederherstellung der Einheit.“
Über die Rolle
des Bischofs von Rom im ersten Jahrtausend herrscht inzwischen Einigkeit: Im so genannten
„Ravenna-Dokument“ von 2008 erkennen beide Kirchen - nach einem jahrelangem Dialogprozess
- an, dass Rom in der Ordnung der ungeteilten Kirche „die erste Stelle einnahm“ und
dass der Papst damit „der Erste unter den Patriarchen“ war. Uneinigkeit herrscht bis
heute dagegen darüber, welche Vorrechte genau der Bischof von Rom hatte. Die orthodoxen
und katholischen Teilnehmer der zwölften Vollversammlung setzten deshalb große Hoffnung
in das kommende Treffen in Wien.
Delegationen Die katholische
Dialog-Delegation wird von Kardinal Walter Kasper, bis vor kurzem Präsident des Päpstlichen
Rates für die Einheit der Christen, geleitet. Mitglied der Delegation ist neben Kardinal
Schönborn u.a. der neue Präsident des Einheitsrates, Erzbischof Kurt Koch. Die orthodoxe
Delegation wird von Metropolit Ioannis von Pergamon geleitet. Ioannis (Zizoulas) gehört
dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel an.