Von der Regensburger
Rede über die Affäre Williamson bis hin zur aktuellen Missbrauchskrise in der katholischen
Kirche – leichte Kost war das fünfjährige Pontifikat von Papst Benedikt XVI. bisher
nicht. Seit dem „Erdbeben“ von Regensburg habe der Vatikan bis heute in Punkto Kommunikation
jedoch dazugelernt. Das meint der Vatikanbeobachter Paolo Rodari. Der italienische
Journalist und Autor sorgt derzeit mit dem Buch „Attacco a Ratzinger“ – „Angriff auf
Ratzinger“ in Italien für Aufsehen; darin dokumentiert er Vorwürfe und Komplotte,
die laut Medien rund um Papst Benedikt XVI. in den letzten fünf Jahren entstanden.
„Ich
beobachte seither ernsthafte Anstrengungen der vatikanischen Pressearbeit, besser
vorzubauen. So arbeitet man jetzt mit einer skandinavischen Agentur zusammen, die
Internet durchforstet und Presseschauen von online erschienenen Artikeln und Blogs
zusammenstellt. Denn viele Kommunikationspannen sind entstanden, obwohl sie zuvor
schon im Internet waren. Internet nimmt oft vorweg, was später in die Zeitung und
ins Fernsehen kommt. Beispiel: der Fall Williamson. Seine Negierung des Holocaust
war schon lange vorher online nachzulesen. Über Internet-Lektüre kann der Vatikan
also vorbeugen.“
Hinzu komme, dass der Papst in seinen Botschaften radikal
sei – gerade deshalb schlügen seine Aussagen in den Medien hohe Wellen, so eine weitere
These des Autors.
„Der Papst ist eine Ikone auf der ganzen Welt, um so
mehr aber für den Westen, wo oft das Schicksal der Welt entschieden wird. Es mag stimmen,
dass er auf den anderen Kontinenten eine bessere Presse hat. Es stimmt aber auch,
dass er sich auseinandersetzen muss mit unserer westlichen Welt. Das ist unerlässlich.
Johannes Paul II. gelang es noch, mit seinem speziellen Charisma ein Vakuum zu überdecken.
Nach dieser Ära sind dann unter Benedikt manche Mängel ans Licht gekommen. Ich denke
aber nicht, dass die Attacken gegen den Papst konzertierte Aktionen sind. Es sind
tatsächlich seine unkonventionellen Botschaften, seine Worte, die viele verschrecken.“
Neben
dem besseren Ausnutzen globaler Kommunikationskanäle wie zum Beispiel Internet rät
Rodari dem Vatikan zudem, die eigenen Schaltstellen besser zu „ölen“. Durch mehr Austausch
und Abstimmung zwischen obersten Stellen und der vatikanischen Pressearbeit könnten
Missverständnisse verhindert werden.