In der Kirche des Landes haben Priester nach einem Untersuchungsbericht in den 50er
bis 80er Jahren mindestens 475 Kinder sexuell missbraucht. Zu diesem Ergebnis kommt
eine unabhängige Kommission, die am Freitag ihren Abschlussbericht in Löwen vorstellte.
Die belgische Bischofskonferenz hatte das Gremium eingerichtet, um einen Überblick
über den Umfang der Missbrauchsfälle zu bekommen. Die meisten Fälle – rund 400 – wurden
aus dem flämischsprachigen Landesteil bekannt. Meist waren die Opfer Jungen im Alter
zwischen zehn und 14 Jahren, ein Drittel waren Mädchen. Allerdings sollen auch Kleinkinder
im Alter von zwei oder fünf Jahren missbraucht worden sein. Der Bericht zitiert die
erschütternden Zeugenaussagen von 124 Opfern. Die Kommission zeigte sich betroffen
von der hohen Zahl von Selbstmorden unter den Opfern: Es wurden 13 Selbstmorde und
sechs Selbstmordversuche gemeldet. Die Täter bleiben in dem Bericht ebenso wie die
Opfer anonym. Da die Taten schon vor Jahrzehnten passierten, ist die Hälfte der Betroffenen
bereits gestorben. Die Fälle sind verjährt und heute nicht mehr strafrechtlich relevant.