Nach dem Vatikan hat nun auch das Europaparlament „erhebliche Bedenken“ gegen Frankreichs
Roma-Politik offenbart. Alle Ausweisungen von Roma sollten unverzüglich ausgesetzt
werden, verlangten die Europaabgeordneten in einer am Donnerstag in Strassburg verabschiedeten
Entschließung. Tief besorgt äußerte sich das Europaparlament über die – so wörtlich
– „hetzerische und offen diskriminierende Rhetorik“, von der die Diskussion während
der Rückführungen gekennzeichnet gewesen sei. Die von Sozialdemokraten, Liberalen,
Grünen und Linken gemeinsam eingebrachte Entschließung wurde mit 337 Ja-Stimmen bei
245 Nein-Stimmen und 51 Enthaltungen angenommen. Darin unterstreichen die Abgeordneten,
Einschränkungen der Freizügigkeit und Ausweisungen von EU-Bürgern seien lediglich
in Ausnahmefällen möglich. Mangelnde finanzielle Mittel könnten unter keinen Umständen
eine Rechtfertigung für automatische Ausweisungen sein. Auch Störungen der öffentlichen
Ordnung müssten jeweils Einzelpersonen nachgewiesen werden und könnten nicht mit der
ethnischen Zugehörigkeit oder Staatsangehörigkeit begründet werden. Das Europaparlament
verlangte weiter ein Entwicklungsprogramm für Gettogebiete. Die EU-Kommission solle
neue Strategien und Regeln für die Integration der Roma entwickeln. Es müsse gewährleistet
werden, dass die vorhandenen Programme tatsächlich die soziale Integration der Roma
verbesserten. Dazu müsse auch besser überwacht werden, wie die Mittel eingesetzt würden.
In Frankreich hatten am letzten Samstag über 77.000 Menschen in etwa 130 französischen
Städten gegen die Abschiebung der Roma demonstriert.