D-Caritas: „Integration kann nicht nur einseitig sein“
Deutschland will eine
bessere Integration von Ausländern. Dazu hat das Kabinett an diesem Donnerstag das
so genannte „Bundesweites Integrationsprogramm“ gebilligt. Innenminister de Maizière
räumte „Versäumnisse“ der Politik ein; Integration sei in der Vergangenheit „teilweise
auf die leichte Schulter genommen“ worden. Roberto Alborino vom Referat Migration
und Integration der deutschen Caritas sieht das ähnlich: In Deutschland sei zwar viel
über Integration geredet worden, man habe dabei aber teilweise aufs falsche Pferd
gesetzt. Das mache sich auch am aktuellen Integrationspapier bemerkbar:
„Eine
der Schwächen des Programms ist, dass Integration als Einbahnstraße gesehen wird.
Es wird erwartet, dass Migranten – richtigerweise – Deutsch erlernen oder dass sie
sich in der Gesellschaft engagieren, aber es gibt keine Inhalte, was eigentlich zu
tun ist in der Gesamtgesellschaft. Integration kann nicht nur eine einseitige sein.“
Im
Mittelpunkt des Integrationsprogramms stehen Bildung und Sprachförderung, um Menschen
mit Migrationshintergrund mehr Chancengleichheit zu ermöglichen. Das ist ein guter
Ansatz, so Alborino. Chancengleichheit sei jedoch keine Frage allein für Migranten,
sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem:
„Wenn es Leute nicht geschafft
haben, teilzuhaben an der Gesellschaft, muss man sich die Frage stellen: Warum hat
es diese Person nicht geschafft? Hat es mit der Migration zu tun oder damit, dass
sie in Deutschland sowieso nicht voll teilhat? Viele Probleme sind keine Probleme,
die mit Migration zu tun haben. Sie haben damit zu tun, dass viele Menschen in eine
Gruppe gehören, die von dieser Gesellschaft nicht besonders gefordert wird. Für mich
müssen wir langsam weg vom Begriff der Integration; für mich ist das Wort „selbst
bestimmte Teilhabe“ sinnvoller genau wie die Frage der Inklusion.“
Der
Fachmann plädiert nicht nur für mehr Sachlichkeit und Unterscheidungsvermögen in der
Debatte, sondern auch für eine Überprüfung von Gesetzen, die Migranten in Deutschland
betreffen. Immer noch würden Einwanderer in Deutschland zum Beispiel von vorn herein
anders behandelt als die nicht zugezogenen Deutschen, so Alborino.