2010-09-09 15:21:05

D-Caritas: „Integration kann nicht nur einseitig sein“


RealAudioMP3 Deutschland will eine bessere Integration von Ausländern. Dazu hat das Kabinett an diesem Donnerstag das so genannte „Bundesweites Integrationsprogramm“ gebilligt. Innenminister de Maizière räumte „Versäumnisse“ der Politik ein; Integration sei in der Vergangenheit „teilweise auf die leichte Schulter genommen“ worden. Roberto Alborino vom Referat Migration und Integration der deutschen Caritas sieht das ähnlich: In Deutschland sei zwar viel über Integration geredet worden, man habe dabei aber teilweise aufs falsche Pferd gesetzt. Das mache sich auch am aktuellen Integrationspapier bemerkbar:

„Eine der Schwächen des Programms ist, dass Integration als Einbahnstraße gesehen wird. Es wird erwartet, dass Migranten – richtigerweise – Deutsch erlernen oder dass sie sich in der Gesellschaft engagieren, aber es gibt keine Inhalte, was eigentlich zu tun ist in der Gesamtgesellschaft. Integration kann nicht nur eine einseitige sein.“

Im Mittelpunkt des Integrationsprogramms stehen Bildung und Sprachförderung, um Menschen mit Migrationshintergrund mehr Chancengleichheit zu ermöglichen. Das ist ein guter Ansatz, so Alborino. Chancengleichheit sei jedoch keine Frage allein für Migranten, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem:

„Wenn es Leute nicht geschafft haben, teilzuhaben an der Gesellschaft, muss man sich die Frage stellen: Warum hat es diese Person nicht geschafft? Hat es mit der Migration zu tun oder damit, dass sie in Deutschland sowieso nicht voll teilhat? Viele Probleme sind keine Probleme, die mit Migration zu tun haben. Sie haben damit zu tun, dass viele Menschen in eine Gruppe gehören, die von dieser Gesellschaft nicht besonders gefordert wird. Für mich müssen wir langsam weg vom Begriff der Integration; für mich ist das Wort „selbst bestimmte Teilhabe“ sinnvoller genau wie die Frage der Inklusion.“

Der Fachmann plädiert nicht nur für mehr Sachlichkeit und Unterscheidungsvermögen in der Debatte, sondern auch für eine Überprüfung von Gesetzen, die Migranten in Deutschland betreffen. Immer noch würden Einwanderer in Deutschland zum Beispiel von vorn herein anders behandelt als die nicht zugezogenen Deutschen, so Alborino.

(rv 09.09.2010 pr)








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