Mexiko: Kirche fordert Aufarbeitung des Einwanderer-Massakers
Nach dem Massaker
an 72 illegalen Einwanderern im Nordosten Mexikos hat Kardinal Norberto Rivera dazu
aufgerufen, rasch zu handeln. Alle Täter müssten ausfindig gemacht und vor Gericht
gestellt werden, so der mexikanische Primas in einem öffentlichen Schreiben. Einer
der mutmaßlichen Massenmörder ist inzwischen der Polizei in Ecuador ins Netz gegangen.
Die 72 Emigranten, die illegal in die USA gelangen wollten, wurden vor zwei Wochen
offenbar von einer Drogenbande ermordetet. Doch erst jetzt hat die Polizei genügend
Informationen, um die Täter ausfindig zu machen. Unser Lateinamerika-Experte Luis
Badilla hat den Aufruf des Kardinals gelesen.
„Es handele sich um eine schreckliche
Tat, schreibt der Kardinal in seinem Brief. Er erinnerte daran, dass es unter den
72 Opfern auch viele Familienväter gab, die nun zahlreiche Waisenkinder hinterlassen.
Deshalb ruft er zu einem besonderen Gebet für diese Kinder auf. Auch sollen die Gläubigen
für all jene Kinder beten, die selber mit ihren Eltern auswandern.“
Nach
den neusten Erkenntnissen waren die Einwanderer von einer bewaffneten Bande abgefangen
worden, die ihnen eine Tätigkeit als Handlanger angeboten habe. Als die Emigranten
dies ablehnten, habe die Bande sie ermordet, berichteten die mexikanischen Behörden
unter Berufung auf den einzigen Überlebenden.
„An diesem Montag haben die
lateinamerikanischen Medien viel über die Reaktion der Kirche auf den Mord an den
72 Auswanderern berichtet. In Bistumszeitungen erschien ein Kommentar aus der Diözese
Mexikostadt, der das Massaker als Beispiel für die soziale und politische Entwicklung
der vergangenen Wochen bezeichnete. Die Tragödie der 72 Ermordeten ist an sich nichts
Neues in Mexiko! Was auffällt ist meiner Meinung nach, dass die öffentliche Meinung
erst heute und nachdem die Kirche etwas dazu gesagt hat überhaupt davon Kenntnis genommen
hat.“