Mit missionarischer
Seelsorge in Deutschland befassen sich Kirchenvertreter aus dem ganzen Bundesgebiet
ab diesem Montag in Erfurt. Die „Katholische Arbeitsstelle für Missionarische Pastoral“
der Bischofskonferenz richtet die Tagung aus. Sie ist seit Januar in Thüringens Landeshauptstadt
angesiedelt und damit die erste Arbeitsstelle der Bischofskonferenz in den neuen Bundesländern.
Seit über 20 Jahren versucht Erfurts Bischof Joachim Wanke, die Kirchenschwellen für
fernstehende Christen, aber auch für konfessionslose Menschen niedriger zu machen.
„Ich gebrauche das Wort missionarisch nicht so gern, weil es heute keinen guten
Klang hat, aber in der Sache geht es in der Tat darum, den Menschen, mit denen man
zu tun hat, das Evangelium weiterzugeben. Und das soll methodisch und von der instrumentellen
Begleitung her durch diese Arbeitsstelle unterstützt werden. Ich freue mich, dass
wir in Erfurt noch vor der Weltkirche eine solche Arbeitsstelle eingerichtet haben!
Jetzt gibt es ja im Weltmaßstab ein Sekretariat für die Evangelisierung.“
Mitveranstalter
der Erfurter Konferenz ist das Bonifatiuswerk, das in einer Minderheitenlage lebende
katholische Gemeinden und Einrichtungen unterstützt. Neben Vertretern von Bistümern,
Orden und Verbänden wird auch ein Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland
erwartet. Die Katholische Arbeitstelle soll neue Seelsorgemodelle entwickeln, die
Rolle von Religion in der Gesellschaft analysieren und die Internetseelsorge koordinieren.
Wanke ist sich sicher, dass Glauben auch für die Menschen von heute attraktiv ist:
„Man kann heute viele Dinge kaufen (wenn man Geld
hat), aber man kann sich nicht gelingende Partnerschaften, Beziehungen, Freundschaften
kaufen; oder dass man sich auf einen anderen verlassen kann. Diese Erfahrung kann
Kirche bieten in ihrer Gemeinschaft, aber auch – das haben wir speziell auch in der
DDR-Zeit erfahren – in einem viel tieferen, größeren Sinne: dass man sich auf Gott
verlassen kann und bei ihm aufgehoben ist, im Leben und im Sterben.“
Damit
diese Botschaft die Menschen von heute wieder erreicht, muss die Kirche ihre Nabelschau
beenden und wieder mehr nach vorn schauen statt nach rückwärts. „Was wir aus der Tradition
kennen und schätzen“, so Wanke, „muss im Blick auf das Morgen aktualisiert werden“.
Das Phänomen Wallfahrten zum Beispiel. Die Leitfrage laute:
„Was trägt heute?
Was sind Erfahrungen, die uns die Gegenwart Gottes ein wenig aufleuchten lassen und
auch die Bedeutung, die Gott im eigenen Leben haben kann?“