Erzbischof Marchetto: „Ich möchte auf meine Gesundheit achten“
Es war ein überraschender
Rücktritt: Erzbischof Agostino Marchetto hatte am Wochenende den päpstlichen Rat für
Flüchtlinge und Menschen unterwegs verlassen. Viel wurde über die Hintergründe seines
Beschlusses spekuliert. Nun spricht er selber über seine Entscheidung. In einem Interview
mit unseren italienischen Kollegen gibt Marchetto zu, dass er „schweren Herzens sein
Amt zur Verfügung stellt“. Neun Jahre lang war er Sekretär des Rates gewesen.
„An
einen Rücktritt dachte ich als ich meinen Lebenslauf sah. Ich habe so viele Jahre
im Ausland verbracht. Ich war zwanzig Jahre in Afrika und dann in Osteuropa. Und ich
wollte unbedingt auf meine Gesundheit achten. Mir geht es gut. Doch eine Krankheit
hat mich nun dazu geführt, dass ich weniger frei bin als früher. Ich kann heute nicht
mehr so viel reisen, wie ich es müsste. Deshalb habe ich das Privileg für vatikanische
Diplomaten ausgenutzt. Nuntien dürfen bereits mit 70 Jahren in Ruhestand treten. Das
waren meine Gründe.“
Das Thema „Flüchtlinge“ sei in Europa sehr kontrovers
diskutiert worden. Erzbischof Marchetto musste in jüngster Zeit etliche Kritik gegenüber
der Haltung der Kirche anhören.
„Ich habe immer betont, dass es ein Zusammenspiel
geben muss zwischen der Sicherheit der Bürger eines Gastlandes und der Aufnahme von
Migranten. In vielen europäischen Ländern hingegen wird nur auf die eigene Sicherheit
geachtet und nicht auf die Betreuung von Migranten. Die internationalen Vereinbarungen
unterscheiden beispielsweise gar nicht zwischen legalen und illegalen Einwanderern.
In den Vereinbarungen spricht man einzig von Migranten. Deshalb ist nicht einzig die
Kirche, die die Migranten als vollwertige Menschen ansieht. Wenn wir von Allgemeinwohl
sprechen, dann handelt es sich hierbei um ein universell gültiges Prinzip, das für
alle Menschen gilt.“