Sie haben ihren eigenen
Stil, die Bürgerkriege und bewaffneten Konflikte in Zentralafrika. Ob im Sudan, in
Tschad oder Uganda – die Bilder der von Rebellen drangsalierten Kindersoldaten oder
von traumatisierten Flüchtlingen erstrecken sich über die einzelnen Staaten hinaus.
Splittergruppen von Rebellen, zu denen mal mehr und mal weniger Terroristen gehören,
haben fast 400.000 Binnenflüchtlinge über den Kontinent getrieben. Das macht sich
derzeit auch in der Demokratischen Republik Kongo bemerkbar. Joelle Verreet berichtet.
Putschversuche gegen die Regierung gehören längst nicht mehr auf den Tagesplan
von Rebellengruppen, wie der LRA – der „Lords Resistance Army“ oder auf Deutsch „Widerstandsarmee
des Herrn“. Zu zersplittert sind die Rebellen, ihre Interessen oftmals nicht mehr
zu deuten. Was die ursprünglich aus Uganda kommende LRA über die Grenzen afrikanischer
Staaten hinaus treibt, betrifft vor allem eine Opfergruppe: Die einfache Bevölkerung.
Zwischen März und Mai dieses Jahres haben die Rebellen mehrere tausend Menschen aus
der Zentralafrikanischen Republik in die Flucht gejagt. Viele davon in die benachbarte
Demokratische Republik Kongo. Daniel Tinne ist Mitarbeiter des UNO-Flüchtlingskommissariats
UNHCR. Das Vorgehen der LRA sei besonders grausam, sagt Tinne.
„Es kommt
zu Plünderungen der Dörfer, zu Massenvergewaltigungen, Männer Frauen, Kinder, sogar
Säuglinge werden mit Macheten regelrecht zerhackt, werden bei lebendigem Leib verstümmelt.
Eine der traurigen Praktiken ist das Abschneiden von Ohren und Lippen.“
Mehrere
hundert Menschen in der zentralafrikanischen Region sind in den vergangenen Monaten
von der LRA getötet worden. Rund 700 wurden entführt, viele davon waren Kinder, die
als Soldaten oder als Sexsklaven missbraucht werden. Die Flüchtlinge, die ihre Heimat
wegen der Gräueltaten verlassen, sind ohne Unterkunft erst recht eine leichte Beute
für die Rebellen. Die Hilfswerke Caritas International und UNHCR haben deshalb gemeinsam
in der Grenzregion der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratischen Republik
Kongo mit der Evakuierung in Camps begonnen.
„Die Flüchtlinge habe natürlich
große Angst zurückzukehren in ihre Dörfer. Und Leute, die ohne Hab und Gut in einem
fremden Land ankommen sind normalerweise sehr verwundbar und brauchen einen besonderen
Schutz.“
Denn vor der ansässigen Bevölkerung sind die Flüchtlinge ebenfalls
nicht sicher. Häufig würden sie zu arbeiten gezwungen, die nicht entlohnt werden,
so Daniel Tinne. Das Flüchtlingscamp ist derzeit für 400 Menschen der einzige sichere
Ort. Es bleibt allerdings momentan noch ein logistisches Problem offen: Die 6-Mann-Zelte
aus Plastikplanen müssen erst noch gebaut werden. Und das Material in die abgelegenen
Gebiete zu schaffe, ist eine Kunst für sich.
„Das besondere an dieser Aktion
ist, das dieses Gebiet wirklich sehr abgelegen ist. Sie müssen sich das so vorstellen,
das Fahrräder schwer beladen von Leuten durch den Urwald geschoben werden.“
Auf
dem Gepäckträger meterweise Baumaterial. Von Asphaltwegen ist keine Rede. Die Wege
zu den Camps seien nicht lang, so der Mitarbeiter der Flüchtlingskommission UNHCR,
Daniel Tibbe. Aber schon allein die Strecke vom Transfer der Hilfsorganisationen,
wo sich die Flüchtlinge anmelden, bis zum Camp seien lebensgefährlich. Auch wenn die
Rebellen nicht in der Überzahl sind.
„Es handelt sich in der Tat nur um
wenige Hundert dieser Rebellen, die davon profitieren, dass sie sich hier relativ
frei in einer Gegend bewegen können, wo wenig staatliche Gewalt präsent ist.“
Weder
die Armeen von Uganda oder dem Kongo, noch die Blauhelmsoldaten der UN konnten die
LRA bislang besiegen. Ziel der Hilfsorganisationen ist es dennoch, die Menschen nach
einer Notversorgung wieder in ihre Heimatdörfer zurückzubegleiten.
„Normalerweise
wollen Flüchtlinge immer gerne möglichst nahe an ihrem Ursprungsort bleiben. Wir schicken
deshalb ein Evaluationsteam von der Caritas und uns noch diese Woche in diese Dörfer
um die Sicherheitslage noch einmal zu überprüfen. Und sollten wir zu dem Schluss kommen,
dass es besser geworden ist, könnten wir den Flüchtlingen auch vor Ort Protektion
bieten.“