UNO: Weltjugend-Parlament präsentiert Magna Charta
Wenn junge Menschen aus 20 Nationen Ideen für eine bessere Welt sammeln und das ganze
auch noch von höchster amtlicher Stelle gehört wird – nämlich von den Vereinten Nationen
in New York – dann handelt es sich um eine besondere Jugendgruppe: Das sogenannte
World Youth Parlament, das Weltjugendparlament. 1991 von dem Spanier und Ordensgründer
der Idente-Missionare Fernando Rielo Pardal gegründet, hat das Weltjugendparlament
mittlerweile eine Reihe von Grundsätzen erarbeitet. Am 13. August dieses Jahres wurde
eine „Magna Charta“ vor der UN präsentiert. Joelle Verreet über ein junges Projekt,
das weite Kreise zieht.
Was ist eigentlich Freundschaft, was ist Familie und
warum brauchen wir diese Dinge in unserer Gesellschaft? Solche Fragen stellen sich
die freiwilligen Teilnehmer vom Weltjugendparlament. Die Interessen sind die gleichen.
Aber sonst: Diskussionsrunden von Jugendlichen aus aller Welt. Seit einigen Jahren
arbeitet das Parlament an einem Konzept, um das Zusammenleben in der Welt besser zu
gestalten. Eine wichtige Regel: Es sollen nicht nur besserwisserische Forderungen
oder Proteste laut gemacht werden. Die Jugendlichen arbeiten immer in erster Linie
an Richtlinien für ihr eigenes Leben. Quasi so, als wollten sie den älteren, oft machtgierigen
und damit kriegsbereiten Politikern als gutes Beispiel vorausgehen. Susanne König
ist die Leiterin der Idente-Jugend, aus der auch das Weltjugendparlament hervorgeht.
„Die
Magna Charta ist nicht so, dass die Jugendlichen sagen, ihr müsst das und das machen,
zur Politik oder zur UN. Sondern das ist das, was wir erleben in unserem Leben. Das
ist unsere Erfahrung. Und daraus abgeleitet ist das, was wichtig ist, was wir leben
müssen. Und das ist ja klar der Idealismus vieler junger Leute. Ich will das selber
machen. Und den Wandel, den Du selbst willst, den musst Du selber anstoßen.“
1200
Jugendliche haben die Magna Charta mit entworfen. 300 von ihnen durften dann Mitte
August das Werk vor der UN in New York präsentieren. Was die Inhalte betrifft, so
sind die aber das Ergebnis aus ganz persönlichen Erlebnissen. Oft sind es Erfahrungen
wie Einsamkeit, Vorurteile oder mangelnde Kommunikation, die viele junge Menschen
kennen und unter denen sie selbst auch – direkt oder indirekt - zu leiden haben. Wenn
Gespräche nur noch per SMS oder Email geführt werden zum Beispiel. Und mit diesen
Eindrücken formen sie das Weltjugendparlament.
„Einer hat dieses Beispiel
genannt: „Englischnachhilfe“. Und er ist in diesen Raum gekommen zu seinem Englischnachhilfelehrer
und da saß ein alter Mann vor ihm im Jogginganzug. Und er hat gedacht, was will ich
mit dem, das ist eine Person, die habe ich mir ganz anders vorgestellt. Und er sagte
in diesem Moment: Obwohl ich meine Ideen und Vorstellungen habe, will ich auch irgendwo
in der Lage sein, das beiseite zu lassen und zu sagen - ich lass mich doch auf Dich
ein.“
Es gehört viel dazu, bei sich selbst anzufangen, wenn man etwas ändern
will. Trotzdem haben die Jungparlamentarier ihre Magna-Charta der Werte zusammengetragen.
Große Unterstützung bekommen die Jugendlichen vom ehemaligen Erzbischof von New York
und Botschafter des Heiligen Stuhls vor der UN, Edward Egan. Die ersten Reaktionen
auf die Charta sind zum großen Teil positiv. Immerhin decken die so genannten „Zehn
Prinzipien“ politische und wirtschaftliche Beziehungen genauso ab wie die Themen
Erziehung und Familie. Ganz am Anfang steht allerdings die Beziehung zwischen Mensch
und Gott. Hier heißt es:
„Die menschliche Liebe zu Gott und seine authentische
spirituelle Erfahrung waren immer Motivationsgrund für die Entwicklung der Zivilisation,
mit positivem Widerhall in Kultur und Gesellschaft. Wir verstehen, dass die Liebe
zu Gott, wie sie in Christus gelebt wurde, die Liebe zu allen Menschen beinhaltet
und alle Formen von Fanatismus und Egoismus ausschließt.“ Susanne König erklärt
den Ansporn:
„Am Anfang steht ja immer diese Sehnsucht – ein Traum. Das
ist wie wenn man ans Meer kommt und letztendlich auch auf das Meer will, dann muss
man den Menschen auch Geschmack machen, erstmal ein Boot zu bauen, um überhaupt erstmal
auf das Meer zu kommen. Und das ist die Magna Charta. Es ist einfach, den Jugendlichen
Geschmack zu machen. Einmal werden Jugendliche auch in der UN sitzen, und ihre Stimme
erheben und sagen „Wir sind es, die die Zukunft dieser Gesellschaft sind. Wir sind
es, die auf diesem Boot sind und segeln müssen.“
Wenn sie dadurch Gehör
bei den erwachsenen Lenkern des Weltgeschehens finden, dann lohnt sich das Segeln,
so die Devise des Weltjugendparlaments. Einmal im Monat trifft sich zum Beispiel eine
deutsche Gruppe des Weltjugendparlaments. Einfach im Cafe, in Städten wie zum Beispiel
Berlin. Die Zehn Prinzipien, die bei den internationalen Treffen rausgekommen sind,
bilden jedoch nur eine Vorlage, die sich mit ihren Erfindern entwickelt.
„Das
ist ein erster Entwurf. Das bedeutet, das ist ein Ausgangspunkt für die nächsten Arbeiten
sozusagen. Die Magna Charta ist immer noch eine Baustelle, eine offene Baustelle.
Und da kann ich auch alle herzlich einladen, die daran weiter arbeiten möchten oder
auch alle Organisationen.“
Die nächste internationale Versammlung soll
2013 stattfinden. Dann soll die Magna Charta auch dem Papst vorgestellt werden.