2010-08-31 13:46:50

D: „Kirchen müssen positive Modelle der Integration aufzeigen“


RealAudioMP3 Die katholische Kirche weist die These von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin, Juden hätten ein bestimmtes Gen, scharf zurück. „Solche Formulierungen sind geeignet, latent vorhandenen Rassismus mit allen darin enthaltenen Vorurteilen zu bedienen.“ Das sagte der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, am Montag im Interview mit der kna. Sarrazin hatte die biologistische Äußerung über Juden am Sonntag in einem Zeitungsinterview gemacht. In seinem aktuellen Buch „Deutschland schafft sich ab“ hatte er die These aufgestellt, muslimische Einwanderer seien nicht an Eingliederung in die deutsche Gesellschaft interessiert. Für Kapuzinerbruder Paulus Terwitte sind Sarrazins Aussagen kontraproduktiv für Integration in Deutschland. Im Interview mit dem Kölner Domradio sagte er:

„Man könnte sagen, mit diesem Buchtitel schafft Sarrazin die Menschlichkeit ab. Wir wollen miteinander sprechen und eine Lebensgemeinschaft sein in Deutschland. Wir haben die Gastarbeiter eingeladen. Und wir lassen uns von ihnen gerne den Müll wegfahren und bedienen. Warum sollen sie nicht die Gunst Deutschlands genießen dürfen? Wir müssen mit ihnen gemeinsame Schritte gehen!“

Für Sarrazins Buch sind beim Verlag bereits unzählige Vorbestellungen eingegangen – das sei vor allem Ergebnis von Populismus, so Terwitte. Dem Kapuzinerpater bereitet es Sorgen, dass sich in Deutschland „offenbar Stammtischgespräche über politische Kultur zu erheben“ scheinen. Gerade jetzt müsse man Dialog und Aufklärung vorantreiben. Terwitte:

„Ich bin der Meinung, dass gerade die Kirchen, die aus ihrer Tradition heraus ja sehr erfolgreiche Modelle des Dialoges mit dem Fremden haben, jetzt besonders gefragt sind, die erfolgreichen Modelle der Integration zu zeigen. Und eben deutlich zu machen, dass es auch unter den Deutschen viele gibt, die wir anders antreiben müssen, auch ihre Pflichten zu erledigen und nicht nur Rechte in Anspruch zu nehmen. Wir müssen alle Menschen einladen, zu sehen, dass das Gemeinwohl kein Selbstbedienungsladen ist, sondern auch Verpflichtungen des Einzelnen mit sich bringt. Wenn ein bekannter Wirtschaftsmensch so in unserem Land reden kann, habe ich Sorge, wie wir die Zukunft gestalten können.“

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verurteilte Sarrazins Aussagen als „geistige Brandstiftung“ und „Spiel mit den Ängsten der Bevölkerung“. Die Positionen des Bundesbank-Vorstands stellten „die Grundlagen unserer humanen Gesellschaft infrage“, so ZdK-Präsident Alois Glück wörtlich. Auch aus der Partei des SPD-Mitglieds hagelte es Kritik. So beschloss der SPD-Vorstand am Montag einstimmig, gegen Sarrazin ein Parteiordnungsverfahren mit dem Ziel eines Ausschlusses einzuleiten.

(kna/domradio/faz 31.08.2010 pr)







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