Vatikan an Moslems: „Lasst uns gemeinsam Gewalt stoppen“
Der Vatikan ruft die
Muslime dazu auf, gemeinsam mit den Christen interreligiöse Gewalt zu überwinden.
Grund für solche Gewalt seien nicht selten Diskriminierungen aufgrund der Religionszugehörigkeit,
heißt es in einer Botschaft zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan. Das Schreiben
ist von Kardinal Jean-Louis Tauran unterzeichnet, dem Verantwortlichen des Papstes
für den interreligiösen Dialog.
Leider sei das Thema „Konflikte zwischen Christen
und Moslems“ zumindest in einigen Teilen der Welt von großer Aktualität, so Tauran.
Dahinter stehe oft der Missbrauch von Religion für politische Zwecke. Aber auch Unwissenheit,
Armut, Unterentwicklung und das Fehlen von Gerechtigkeit seien direkte oder indirekte
Quellen der Gewalt zwischen Christen und Moslems. Hier sollten die zivilen und religiösen
Autoritäten Abhilfe schaffen. Sache der Politik sei es, die Vorherrschaft des Rechts
zu sichern, also für entsprechende Gesetze zu sorgen und ihre Einhaltung zu überwachen,
um die Urheber und Förderer interreligiöser Gewalt zu stoppen und die Gleichheit aller
zu garantieren. Außerdem mahnt Tauran dazu, junge Menschen zu Respekt und Dialog zu
erziehen. Auch Schulbücher hätten auf eine objektive Darstellung von Religionen zu
achten. Tauran erinnerte mit seinen Vorschlägen an die Beratungsergebnisse der Gemischten
Dialogkommission aus Vertretern des Heiligen Stuhles und der ägyptischen al-Azhar-Universität.
Dieser hochrangige Gesprächskreis ist eine Folge der Regensburger Rede Papst Benedikts
über Glaube und Vernunft von 2005, die in der muslimischen Welt zunächst auf ablehnende
Reaktionen gestoßen war.
Die Religionen an sich sind nicht die Quelle von
Spannungen zwischen Christen und Moslems – vielmehr seien es die Gläubigen, die ihr
religiöses Erbe mitunter verraten. Das sagte uns Kardinal Jean-Lous Tauran in einer
kurzen Stellungnahme am Rand des Rimini-Meetings.
„Wer gläubig ist und mit
Angehörigen anderer Religionen spricht, muss kohärent sein. Wir müssen den Mut haben,
Gut und Böse zu unterscheiden, an Rechte und Pflichten erinnern und, nicht zuletzt,
uns wie verantwortungsvolle Bürger verhalten. Denn wir sind Gläubige und Bürger –
nicht Gläubige oder Bürger. Das wichtigste aber ist das religiöse Zeugnis. Denn wir
verbreiten nicht humanistische Werte, sondern in erster Linie evangelische Werte.“
Indessen ist der Dialog zwischen Christen und Moslems nicht nur eine Sache
von Worten und von Intellekt, so Tauran in Rimini. Auch das Herz gehöre dazu.
„Unsere
Angst vor dem Anderen muss zur Angst für den Anderen werden. Das heißt, wenn die Rechte
meines Bruders nicht garantiert sind, wenn er misshandelt wird, leide auch ich, geht
es auch mich etwas an.“