2010-08-27 14:01:27

USA: Religionsfreiheit für Demokratie


RealAudioMP3 Um den geplanten Bau eines islamischen Kulturzentrums in der Nähe des ehemaligen World Trade Centers in New York wird weiterhin rege gestritten. Gerade die Errichtung einer Moschee nahe dem Terrorschauplatz vom 11. September 2001 spaltet die US-Amerikaner in zwei Parteien. Mit Präsident Obama stehen viele für den Moschee-Bau als Zeichen des Dialogs zwischen Christen und Muslimen. Andere sehen darin eine Provokation angesichts der vielen Toten durch islamistische Extremisten. In der ganzen Debatte fühlen sich wieder andere vernachlässigt. Über einen Wiederaufbau der bei den Anschlägen zerstörten griechisch-orthodoxen St. Nikolauskirche werde so gut wie gar nicht gesprochen, beklagen jetzt Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche. Dabei gibt es nicht nur Kontroversen. Der Dialog zwischen der katholischen Kirche und muslimischen Verbänden habe seit den Anschlägen eher zugenommen. Das sagt Ferdinand Oertel, katholischer Journalist und USA-Experte gegenüber Radio Vatikan.

„Nach dem Terrorangriff sind die muslimischen Gruppierungen in Amerika, es gibt glaube ich vier verteilt über das ganze Land, dazu übergegangen, sich selbst einmal vorzustellen, in den Vereinigten Staaten als Muslime friedliche Bürger sein zu wollen. Das ist sehr schwer gewesen, hat aber vor allem auch im Bereich der Kirchen, besonders im Verhältnis der katholischen Kirche und der Muslime, zu engen Kontakten geführt.“ 
Erst mit den Terroranschlägen seien die Muslime überhaupt in das amerikanische Bewusstsein gerückt, so Oertel. Von 300 Millionen Einwohnern in den USA seien maximal fünf Prozent Muslime. 40 Prozent der Amerikaner haben laut einer Studie Vorbehalte gegen die Bürger aus arabischen Herkunftsländern. Ein Unterschied zwischen den USA und Europa:

„Während viele Europäer das Vordringen des Islam als bedrohlich für die christliche Kultur ansehen, fühlen viele Amerikaner durch die Moslems ihre Demokratie bedroht. Unterschiedlich ist auch die Frage der Integration der Muslime. Fast alle Einwanderer in Amerika wollen dort Amerikaner werden, während Muslime in europäischen Ländern eigentlich ihre Religionskultur und ihr Leben bis hin zur eigenen Gesetzgebung beibehalten wollen.“ 
Dass in Amerika eine gute Basis für ein freundschaftliches Zusammenleben von Christen und Muslimen gegeben ist, erklärt Ferdinand Oertel mit der Geschichte der Immigration. Im 18. und 19. Jahrhundert hätten Katholiken einen schweren Stand in den Vereinigten Staaten gehabt. Gegner wie der Ku-Klux-Klan oder die Liga gegen den Unamerikanismus haben Katholiken damals unterdrückt und Kirchen zerstört.

„Bedrohlich waren vor allem Katholiken – die katholischen Iren, Italiener – weil den Katholiken unterstellt wurde, sie können keine guten Demokraten sein. Sie können nicht unabhängig vom Papst sein, sie wären also Papstanhänger. Das ging sogar so weit, dass in Kämpfen um die Präsidentschaft den Katholiken vorgeworfen wurde, sie wollten die amerikanische Demokratie untergraben und eine Art päpstliches Regime einführen.“ 
Religionsfreiheit als Bedingung der Demokratie anerkennen – das ist die Devise von Ferdinand Oertel.

(rv 27.08.2010 jv/pr)







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