Der Vatikan reagiert
auf die Abschiebung von hunderten Roma nach Rumänien. In einer Stellungnahme von diesem
Freitag erklärte Erzbischof Agostino Marchetto vom päpstlichen Rat der Seelsorge für
Migranten und Menschen unterwegs, dass die Kirche sich politisch weder rechts, links
oder in der Mitte positioniere. Der Leiter des Migrantenrats verteidigt indessen die
Parteinahme der Kirche für die von Frankreich ausgewiesenen Roma. Papst Benedikt hatte
beim Angelusgebet vergangenen Sonntag gemahnt, man müsse die Menschen in ihrer Verschiedenheit
annehmen.
Die Kritik am Vorgehen der französischen Regierung wegen der der
Abschiebung von hunderten Roma nach Rumänien vermehrt sich. Zuletzt hat eine Organisation
zur Wahrung der Rechte von Roma das Verhalten des französischen Staates als rassistisch
verworfen. In der Türkei gab es öffentliche Proteste gegen die Massenabschiebungen.
Jan Opiela ist der Seelsorgebeauftragte für Sinti und Roma in Köln. Unseren Kollegen
vom Domradio erklärt er, warum die Roma so unterschiedliche Sympathien hervorrufen.
„Weil
sie einen anderen Ansatz von Leben haben als wir. Sie sind nicht in dieser bürgerlichen
Welt zuhause wie wir. Und da sie nirgendwo vom Staat als Staatsbürger angenommen werden,
das führt dann regelmäßig zu Auseinandersetzungen, ob es ordnungsrechtliche Sachen
sind, ob es Grenzangelegenheiten sind – es geht immer wieder in dieselbe Richtung.“
Die
Schuld für die Kollision der Lebensarten liege nicht allein bei den Roma, so Opiela.
Obwohl die Reaktionen auf das bisweilen autonome Verhalten der Roma nicht unbegründet
seien.
„Es ist natürlich befremdlich auf der einen Seite. Auf der anderen
Seite aber auch wiederum verstehbar. Weil die Väter und Mütter, die Europa damals
initiiert haben, haben natürlich nicht an diesen Armutstourismus gedacht. Es ist natürlich
der sogenannte Sendestaat anzufragen, das wäre hier Rumänien: Warum fühlen sich die
Menschen in Rumänien so unwohl, dass sie auswandern? Und der Trick den Frankreich
anwendet, indem 300 Euro ausgelobt werden für Erwachsene und 100 für Kinder – damit
zieht man eher die Leute an, als dass man sie nach Hause schickt.“
Letztendlich
sei die Integration der Roma und anderen fahrenden Völker eine Frage der Bildung.
Das sei das bessere Angebot der europäischen Staaten, nicht die materielle Hilfe.
„Geld
ist nicht der richtige Berater, sondern hier ist eigentlich nur Manpower gefragt.
Das heißt die Menschen werden sich nur auf etwas einlassen, wenn sie das aus einer
von anderen Menschen auf Augenhöhe gegebenen Erklärung bekommen. Nicht durch autoritäre
Maßnahmen, durch Flicks – also durch Polizei – oder Staat. Sondern im Lernprozess,
welche Recht ich als Bürger habe und welche Pflichten ich habe.“
Frankreich
hatte am Donnerstag 300 Roma nach Rumänien abgeschoben. Die Regierung von Staatspräsident
Nicolas Sarkozy macht die Roma für zahlreiche Verbrechen verantwortlich und kritisiert
ihre illegalen Siedlungen. Die Abschiebung stieß bei Menschenrechtsorganisationen,
der EU und dem Erzbischof von Paris auf Kritik.