D: „Zu viel Bürokratie beim Sozialdienst vermeiden“
Immer mehr Verbände
und Organisationen kritisieren die Pläne der deutschen Familienministerin Kristina
Schröder zum staatlichen Freiwilligendienst. Jetzt hat sich auch der Bund der deutschen
Katholischen Jugend zu Wort gemeldet. Der Bundespräses der Jugendvertretung, Simon
Rapp, befürchtet, dass hinter dem Vorstoß zwei Gründe stehen, die mit dem eigentlichen
Ziel nichts zu tun haben:
„Der eine Grund ist, dass das Ministerium scheinbar
den zivilgesellschaftlichen Trägern nicht zutraut, dass sie den bereits versprochenen
und zugesagten Ausbau von 40.000 auf 65.000 Plätze innerhalb weniger Jahre vollziehen
können. Wir haben das zugesagt und wir schaffen das. Wir haben ein qualitativ hochwertiges
Angebot und wir sind bereits dabei, neue Zielgruppen anzusprechen, also all das, was
die Ministerin staatlich organisieren möchte. Der zweite Grund: es geht auch um das
Bundesamt für den Zivildienst, das bei einem Wegfall der Wehrpflicht plötzlich nichts
mehr zu tun hätte. Ein Bundesamt abzuschaffen scheint in Deutschland nicht möglich
zu sein, stattdessen sucht man eine neue Beschäftigung für dieses Bundesamt.“
Der
staatlich organisierte Sozialdienst soll beim Wegfall der Wehrpflicht und damit auch
des Zivildienstes dessen Arbeit übernehmen und zwar parallel zum bereits bestehenden
sozialen Jahr. Die Kritik: Es entstehe Konkurrenz. Das müsse zwar nicht unbedingt
negativ sein, gibt Rupp zu. Dennoch macht er sich Sorgen über die Zukunft des freiwilligen
sozialen Jahres.
„Wir haben die Befürchtung, dass der staatlich organisierte
Freiwilligendienst wesentlich besser finanziell ausgestattet wird und damit das freiwillige
soziale Jahr im Laufe der Zeit unter der finanziellen Last zusammenbricht.“
Aber
nicht nur Verbände wie der BDKJ oder die Caritas üben Kritik, auch die Organisationen
selber. Pater Michael Beschorner leitet den Freiwilligendienst „Jesuit European Volunteers“
in Nürnberg.
„Ich würde mit dieser Kritik mitgehen und sagen: Bitte nicht
noch eine parallele Struktur aufbauen, denn es ist jetzt schon schwierig genug in
der Kooperation zwischen dem Bundesamt für den Zivildienst und dem Familienministerium.
Ich bin der Meinung: Wenn schon zentral gearbeitet wird, dann das freiwillige soziale
Jahr in Deutschland stärken! Das kann man von mir aus auch gerne vereinheitlichen,
was Unterstützungssätze und Bürokratieabbau angeht. Das fände ich sinnvoller als jetzt
noch einmal etwas aufzubauen. Wir sehen gerade die Schwierigkeiten, die wir in der
Praxis mit dem Bundesentwicklungsministerium und dessen Programm „Weltwärts“ haben.
Das hat sehr viel zusätzliche Bürokratie für die einzelnen Träger verursacht.“ (rv
25.08.2010 ord)