Am 2. September wird
US-Außenministerin Hillary Clinton den israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Washington treffen. Es ist das erste Mal
seit zwei Jahren, dass es zu direkten Gesprächen kommt. UN-Generalsekretär Ban Ki
Moon appellierte, die Chance für einen Frieden in Nahost zu nutzen. Die Menschen vor
Ort seien aber skeptisch, meint Pierbattista Pizzaballa, Franziskanerkustos im Heiligen
Land:
„Das Gerücht, dass die direkten Gespräche wieder aufgenommen werden
sollen, kursierte schon länger. Aber wie immer im Heiligen Land herrscht zu Beginn
eine gewisse Zurückhaltung, denn es ist nicht das erste Mal, dass man sich an einen
Tisch setzt und am Ende kommt nichts dabei heraus. Ehrlich gesagt ist die Reaktion
ziemlich kühl.“
Die Probleme seien altbekannt: die Flüchtlinge, die illegalen
israelischen Siedlungen auf Palästinensergebiet, die genauen Grenzziehungen, der Status
von Jerusalem. Schnelle Lösungen erwarte keiner.
„Die erste Runde wird sehr
wichtig sein, nicht um gleich Ergebnisse zu erzielen – das geht mit einem einzigen
Treffen gar nicht –, sondern um zu schauen, wie die Stimmung ist und zu sondieren,
ob Kompromisse möglich sind. Denn Kompromisse sind für eine Einigung unvermeidlich.“
Zur Rolle der Christen sagt der Franziskanerpater:
„Wir Christen
sind eine sehr kleine Minderheit im Heiligen Land, etwas mehr als ein Prozent der
Bevölkerung, daher können wir nicht einen großen Einfluss beanspruchen. Wir können,
gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft und den Kirchen weltweit, dazu beitragen,
für eine Stimmung zu sorgen, die förderlich ist für die Gespräche. Auch wenn diesen
Initiativen zunächst einmal mit Zurückhaltung begegnet wird, so sind sie doch wichtig,
um langfristige Perspektiven zu eröffnen – entgegen dem Eindruck, dass alles nur immer
wieder im Sand verläuft. Ich glaube, das ist sehr wichtig.“ (rv
22.08.2010 mc)