Im Kampf gegen die
Drogenmafia hat sich Mexikos Präsident Felipe Calderón in den vergangenen Wochen mit
führenden Repräsentanten aus Politik, Gesellschaft und Kirche beraten. Um der Drogenmafia
Einhalt zu gebieten, will Calderón in Zukunft auf das Militär setzen, bis die Polizei
„zuverlässig, effizient, gut organisiert und gut ausgerüstet“ sei. Was die Vorschläge
der Bischöfe sind, fragten wir Víctor René Rodríguez Gómez, Sekretär der mexikanischen
Bischofskonferenz:
„Das Klima, das wir zurzeit in Mexiko beobachten,
zeigt, wie löchrig das ganze soziale Gewebe des Landes geworden ist. Wir Bischöfe
haben eine Untersuchung dazu erstellt, wobei wir aber nicht in erster Linie die Schuldigen
suchten. Es ist vielmehr so, dass die derzeitigen Gewaltexzesse mit Erziehung zu tun
haben, mit Familie, mit Schule. Die Leute der Drogenmafia sind im Schnitt jung. Deshalb
müssen die verschiedenen Akteure der Gesellschaft, darunter Priester, aber auch Lehrer
und Medien, sich ihrer Rolle bewusst sein. Zusammen müssen wir die jungen Generationen
zu Frieden und Demokratie erziehen und dazu, bessere Lebensbedingungen für die ganze
mexikanische Gesellschaft zu schaffen.“
Pfarrer unter Polizeischutz –
auch dieser Vorschlag ist in Mexiko auf dem Tisch, seit die Gewalttaten gegen Kirchenleute
zunehmen. Doch die Bischöfe lehnen das ab.
„Man muss sich klar machen, dass
die Kirche über ihre Pfarreien auch in den hintersten Winkeln Mexikos vertreten ist.
Die Priester stehen Tag für Tag im Kontakt mit den Menschen. Sie sind nicht ausgenommen
von der Lage im Land. Es gibt zurzeit sehr konkrete Gewalt gegen Kirchenleute, besonders
im Norden Mexikos, an der Grenze zu den USA, wo die Drogenkartelle sich in ihrem lukrativen
Geschäft nicht gerne stören lassen. Staatliche Einrichtungen, aber auch Läden und
Schulen stehen unter Polizeischutz, und den wollte man auch auf Pfarreien ausweiten.
Aber wir haben in keinem dieser Fälle bisher besonderen Schutz für Priester angefordert.
Denn wie gesagt, das ganze Volk leidet, nicht nur die Priester.“ Im mexikanischen
Drogenkrieg sind seit dem Regierungsantritt Calderóns im Jahr 2006 nach offiziellen
Angaben rund 28.000 Menschen zu Tode gekommen. Bei den Konferenzen Calderóns wurde
erstmals offen auch gefordert, den Drogenhandel zu legalisieren. Calderón wies das
entschieden zurück. Er sagte lediglich, dass darüber diskutiert werden könne. (rv/diverse
21.08.2010 gs)