Großbritannien: Kirche soll gleichgeschlechtliche Eltern unterstützen
Das Adoptionsrecht
für gleichgeschlechtliche Paare ist nicht nur in Deutschland ein Thema, bei dem sich
zwei Weltbilder gegenüberstehen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hatte sich
gerade noch für ein geschlechterunabhängiges Adoptionsrecht ausgesprochen. Denn längst
kursierten Studien darüber, dass nicht entscheidend sei, wer mit wem eine Elternbeziehung
führt, sondern wie gut beide Elternteile zum Kind sind. Auf der anderen Seite stehen
jene, die – übereinstimmend mit der Lehre der katholischen Kirche - meinen, ein Kind
habe ein natürliches Bedürfnis nach einem Vater und einer Mutter. In England hat die
katholische Organisation „Catholic Care“ ihre Hilfe zur Adoption eines Kindes nur
für Ehepaare von Mann und Frau angeboten – und sich damit nun eine Abmahnung der Behörden
eingehandelt. Der Leiter des Iona Instituts für Religion und Gesellschaft, David Quinn,
erklärt die Sichtweise der kirchlichen Einrichtung:
„Solange die Gesellschaft
die Idee wertschätzt, dass ein Kind Mutter und Vater hat, idealerweise seine leiblichen
Eltern, müssen wir weiterhin die Ehe retten. Die Argumente, die Ehe zu retten, sind
sehr rational. Wenn erst einmal die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare erlaubt ist
und sie auch ein Adoptionsrecht haben, heißt es, dass wir als Gesellschaft nicht länger
daran glauben, dass es für ein Kind von Nutzen ist, so etwas wie Mutter und Vater
zu haben. Und so sind wir in eine radikale Position gedrängt.“
Radikal
erscheint die Position allerdings besonders deshalb, weil sie zu selten öffentlich
vertreten wird, so sieht es David Quinn. Denn die meisten Menschen seien zu eingeschüchtert,
um das klassische Mutter-Vater-Bild zu verteidigen, weil niemand als engstirnig und
intolerant gelten möchte. Ein Schritt zur Ermutigung sei es bereits, die Leute besser
aufzuklären.
„Wenn mehr Menschen darüber informiert wären, welche Tragweite
die aktuellen Vorgänge in dieser Angelegenheit haben, und wüssten, was da versucht
wird, dann gäbe es sicher mehr Widerspruch. Aber in der Frage Adoptionsrecht für homosexuelle
Paare agiert eine sehr mächtige institutionelle Seite, die festlegt, dass es keine
angemessene Debatte darüber gibt, weil jeder Einspruch sofort abgewehrt wird.“
Beobachter
erwarten, dass Papst Benedikt XVI. bei seiner Pastoralreise nach Großbritannien Mitte
September auch ein Wort über gleichgeschlechtliche Ehen sagen wird. (21.08.2010
jv)