Irak: "Wenn sie gehen, müssen sie Frieden hinterlassen"
Die katholische Kirche
im Irak hat vor einem übereilten US-Truppenabzug gewarnt. Die ausländischen Kampfeinheiten
hätten "die Pflicht, Frieden und Sicherheit zurückzulassen, wenn sie gehen", sagte
der chaldäische Weihbischof Shlemon Warduni aus Bagdad im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Vor
allen Dingen brauchen wir im Irak eine stabile Regierung und Gesetze, denn zurzeit
kommen und gehen die Terroristen, wie es ihnen passt. Es gibt keine Arbeit, aber es
gibt Autobomben, Selbstmordattentäter und andere Formen von Gewalt. Wie Papst Johannes
Paul II. sagte und Benedikt XVI. sagt: Der Krieg zerstört alles und bringt nichts
Gutes. Die negativen Folgen des Krieges sehen wir erst heute in aller Deutlichkeit.“
Bis
Ende 2011 will US-Präsident Barack Obama sein Wahlkampfversprechen einlösen und die
US-Truppen vollständig aus dem Irak abziehen. Der Bagdader Weihbischof rief die entscheidenden
Instanzen dazu auf, in der Frage der politischen Zukunft des Irak auf ihr Gewissen
zu hören.
„Es wäre bitter nötig, dass alle ihre eigenen Interessen einmal
zurückstellen und die Interessen des Irak in den Blick nehmen. Wir wünschen, wir fordern,
wir rufen: Friede und Sicherheit!“
Zugleich sprach sich der Bagdader Weihbischof
für ein längerfristiges Engagement zum Aufbau der Demokratie aus.
„Demokratie
kann man nur säen, nicht aufzwingen. Wenn ein großer Damm plötzlich geöffnet wird,
kommt es zu großen Überschwemmungen. Dasselbe ist hier geschehen. Wir lebten in einem
großen Gefängnis, das plötzlich geöffnet wurde. Man muss zur Demokratie erziehen,
es reicht nicht, nur darüber zu reden.“
Unterdessen hält ein führender
Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerkes sogar ein Ende des Christentums im Irak für
möglich. Die gezielte Verfolgung von Christen und anderen Minderheiten könne aber
nur die irakische Führung beenden, so der Chef des Flüchtlingshilfswerkes in Jordanien,
Imran Riza, gegenüber dem Berliner „Tagesspiegel.“ (rv/kna 20.08.2010 gs)