101 Tage des Gebetes
für die Versöhnung im Sudan – diese Initiative haben die sudanesischen Bischöfe ins
Leben gerufen, um ihr Land ab 21. September beim Prozess der Demokratisierung zu begleiten.
Am 21. September sind es nur noch 101 Tage bis zum Referendum zur Unabhängigkeit des
Südsudan im Januar, ein Termin, den die Kirche wachsam beobachtet, weil sich am Ablauf
und am Ergebnis dieser Volksbefragung auch die demokratische Reife des Landes zeigen
wird. Die Bewohner des Südsudan sind vorwiegend Christen. Rudolf Deng Majac, der Bischof
von Wau und Präsident der sudanesischen Bischofskonferenz, sagte uns:
„Leider
müssen wir realistisch sein. Einige Gegenden entlang der Grenze sind entschieden gefährlich,
weil dort Ölvorkommen lagern. Sie sind der Grund für die lange Geschichte der Ungerechtigkeit
und Ungleichheit zwischen der Bevölkerung des Nordens und des Südens. Die Regierung
in Khartum war damit überfordert, angemessene Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen, um
Frieden und Gerechtigkeit für alle zu garantieren. Denn leider gibt es einige, die
sich für die „besseren Sudanesen“ als die anderen halten…“
Der Bischof
bezieht sich auf die alte Fehde zwischen den Bewohnern des Nordens und des Südens:
Einige der hellhäutigeren Nordsudanesen betrachten sich als Araber überlegen gegenüber
ihren dunkelhäutigen Mitbürgern im Süden, die Christen sind oder Naturreligionen angehören.
Die katholische Kirche versucht, in einer so zerrissenen Gesellschaft auf die Gewissen
der Einzelnen einzuwirken und so die Basis für mehr Brüderlichkeit zu legen. Sie agiert
aber auch auf höherer Ebene. In beiden Fällen spielen die bischöflichen Kommissionen
für Gerechtigkeit und Frieden eine wichtige Rolle, erinnert Bischof Denk Majac:
„Wir
sind Leute, die von Hoffnung leben. In den zeitlichen Dingen freilich, in der Politik,
im Sozialwesen, muss man auch handeln und Strukturen aufbauen, die auf bestimmte Übereinkünfte
hinarbeiten mit dem Ziel, Frieden zu schaffen.“
Der durchschnittliche
Bildungsstand der Sudanesen ist bescheiden. Dennoch glaubt der Bischof, dass seinen
Landsleuten die Tragweite einer Unabhängigkeit des bitter armen, aber ölreichen Südsudan
sehr wohl bewusst ist.
„Da kommt etwas in die Gänge. Zumindest in den Städten
beobachte ich, dass sich die Leute versammeln und diskutieren. Allerdings, wie ich
immer in meinen Predigten sage, müssen wir beim Gebet beginnen. Beten wir, dass unsere
Herzen frei sind von Rache, Hass, Ungerechtigkeit, Korruption und Stammesdenken.“
Der
Südsudan ist eine der ärmsten und am stärksten unterentwickelten Regionen der Welt:
16 Prozent der Bevölkerung sind nach Angaben der Caritas unterernährt, neun von zehn
Menschen leben von weniger als einem US-Dollar pro Tag und die Müttersterblichkeitsrate
ist die höchste der Welt. Ein 2005 in Nairobi unterzeichnetes Friedensabkommen sicherte
dem Südsudan eine Teilautonomie innerhalb des Landes. (rv 18.08.10 gs)