2010-08-18 15:13:00

Sudan: Vor dem Referendum zur Unabhängigkeit


RealAudioMP3 101 Tage des Gebetes für die Versöhnung im Sudan – diese Initiative haben die sudanesischen Bischöfe ins Leben gerufen, um ihr Land ab 21. September beim Prozess der Demokratisierung zu begleiten. Am 21. September sind es nur noch 101 Tage bis zum Referendum zur Unabhängigkeit des Südsudan im Januar, ein Termin, den die Kirche wachsam beobachtet, weil sich am Ablauf und am Ergebnis dieser Volksbefragung auch die demokratische Reife des Landes zeigen wird. Die Bewohner des Südsudan sind vorwiegend Christen. Rudolf Deng Majac, der Bischof von Wau und Präsident der sudanesischen Bischofskonferenz, sagte uns:

„Leider müssen wir realistisch sein. Einige Gegenden entlang der Grenze sind entschieden gefährlich, weil dort Ölvorkommen lagern. Sie sind der Grund für die lange Geschichte der Ungerechtigkeit und Ungleichheit zwischen der Bevölkerung des Nordens und des Südens. Die Regierung in Khartum war damit überfordert, angemessene Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen, um Frieden und Gerechtigkeit für alle zu garantieren. Denn leider gibt es einige, die sich für die „besseren Sudanesen“ als die anderen halten…“

Der Bischof bezieht sich auf die alte Fehde zwischen den Bewohnern des Nordens und des Südens: Einige der hellhäutigeren Nordsudanesen betrachten sich als Araber überlegen gegenüber ihren dunkelhäutigen Mitbürgern im Süden, die Christen sind oder Naturreligionen angehören. Die katholische Kirche versucht, in einer so zerrissenen Gesellschaft auf die Gewissen der Einzelnen einzuwirken und so die Basis für mehr Brüderlichkeit zu legen. Sie agiert aber auch auf höherer Ebene. In beiden Fällen spielen die bischöflichen Kommissionen für Gerechtigkeit und Frieden eine wichtige Rolle, erinnert Bischof Denk Majac:

„Wir sind Leute, die von Hoffnung leben. In den zeitlichen Dingen freilich, in der Politik, im Sozialwesen, muss man auch handeln und Strukturen aufbauen, die auf bestimmte Übereinkünfte hinarbeiten mit dem Ziel, Frieden zu schaffen.“

Der durchschnittliche Bildungsstand der Sudanesen ist bescheiden. Dennoch glaubt der Bischof, dass seinen Landsleuten die Tragweite einer Unabhängigkeit des bitter armen, aber ölreichen Südsudan sehr wohl bewusst ist.

„Da kommt etwas in die Gänge. Zumindest in den Städten beobachte ich, dass sich die Leute versammeln und diskutieren. Allerdings, wie ich immer in meinen Predigten sage, müssen wir beim Gebet beginnen. Beten wir, dass unsere Herzen frei sind von Rache, Hass, Ungerechtigkeit, Korruption und Stammesdenken.“

Der Südsudan ist eine der ärmsten und am stärksten unterentwickelten Regionen der Welt: 16 Prozent der Bevölkerung sind nach Angaben der Caritas unterernährt, neun von zehn Menschen leben von weniger als einem US-Dollar pro Tag und die Müttersterblichkeitsrate ist die höchste der Welt. Ein 2005 in Nairobi unterzeichnetes Friedensabkommen sicherte dem Südsudan eine Teilautonomie innerhalb des Landes.
(rv 18.08.10 gs)








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