2010-08-13 12:34:32

Österreich: Heiligenkreuzer Abt fordert „Vermögenskultur“ ein


RealAudioMP3 Krise in der Wirtschaft, in politischen Beziehungen, der Umwelt, auch in der Kirche wird dieses Wort ausgesprochen. Doch es gibt sie die positiven Nachrichten. Im österreichischen Stift Heiligenkreuz gibt es so viel mönchischen Nachwuchs wie noch nie. Am Donnerstag legten sechs Novizen die „zeitlichen Gelübde“ ab, fünf Novizen verlängerten. Am 15. August, dem Patronatstag aller Zisterzienserklöster folgen sieben mit den „ewigen Gelübden“. Einen Tag später werden vier Mönche zu Diakonen geweiht, am kommenden Donnerstag werden dann sieben junge Männer in das Noviziat aufgenommen. Damit gibt es dann im Stift Heiligenkreuz 88 Zisterzienser. Abt Gregor Henckel-Donnersmarck, kommt aus der Wirtschaft, ein Mann mit starkem Wort. Gegenüber Radio Stephansdom nahm er zu aktuellen Themen Stellung, mehr von Stefan Hauser:

Es war die CD Chant-Music for Paradise, die Stift Heiligenkreuz international bekannt gemacht hat, aber eigentlich zog der Gregorianische Choral immer schon die Menschen in das Stift im Wienerwald rund 40 Kilometer von Wien entfernt. Die feierliche Liturgie nach den Normen des Zweiten Vatikanischen Konzils im Gregorianischen Choral. Eine große Verantwortung für das Gemeinwohl trägt dabei der frühere Manager und jetzige Heiligenkreuzer Abt Gregor Henckel-Donnersmarck. Ihn beschäftigen neben den theologischen und philosophischen Fragen, auch die wirtschaftlichen Problematiken unserer Zeit. Ora et labora et lege, arbeite, bete und lese. Der gelernte Diplomkaufmann fordert eine "Vermögenskultur" ein, wie sie der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Thomas Druyen definiert hat.

„Das also Menschen mit hohem Einkommen oder hohem Vermögen, geerbtem Vermögen oder aufgrund von Erfindungen hoher künstlerischer Leistung, unternehmerischer Leistung, oder eben hohes Einkommen durch Spitzengehälter, das hier der Begriff der Vermögenskultur Platz greift. Das heißt, das man schon in der Bezahlung von tüchtigen Managern, die Leistungsorientiertheit durchaus berücksichtigt, aber trotzdem das Maß zu wahren versteht. Es gibt wohl doch bestimmte Fälle, wo Managerprämien und Managergehälter, das vernünftige Maß nicht mehr beeinhalten, das setzt dann eine gesellschaftlich höchst verhängnisvolle Neidspirale in Gang, die auf die Dauer uns allen schaden wird.“ 
Jeder Vermögende habe mit dem Vermögen im philosophischen Sinn, etwas zu bewirken, so Abt Gregor Henckel-Donnersmarck. Es diene nicht seiner eigenen „Verherrlichung“, sondern soll für die Allgemeinheit eingesetzt werden:

„Es ist sicherlich zutreffend, das er selber sich damit Freude machen kann, aber er hat eine Verpflichtung. In der Verfassung der deutschen Bundesrepublik gibt es den Satz „Eigentum verpflichtet“. Es geht um bewusste Orientierung des Menschen, der viel vermag und zwar nicht jetzt als Vermögen mit vielen Nullen hinter einer Zahl am Konto, sondern der Kapazität etwas positives in die Gesellschaft einzubringen. Dieser Begriff der Vermögenskultur in einer vernünftigen, leistungsorientierten, aber trotzdem maßhaltenden Bezahlung und Prämierung von Topmanagern und andererseits aller Menschen, die vermögend, reich und mit hohem Einkommen ausgestattet sind, dieses Vermögen in der richtigen Weise einzusetzen.“
 
Transparenz, soziales Engagement seien dabei gefragt. Der „Nachtwächterstaat“, der für die Versorgung der Bürger aufkomme, habe ausgedient, definiert Abt Gregor Henckel-Donnersmarck vom Stift Heiligenkreuz, als Positivbeispiel führt er Bill Gates und dessen Stiftung an. Von Vermögenssteuern hält Henckel-Donnersmarck aber nichts:

„Wir müssen versuchen mit nicht allen, aber sehr vielen Mitteln, Gedanken der Vermögenskultur wirklich Platz greifen zu lassen. Nicht nur des Einzelnen, schon auch der Firmen, der Institutionen, der Verbände, das dieser Begriff Platz greift und man spürt, es geht also nicht nur um den Verdienst eines Einzelnen, der gut verdient, weil er gutes leistet, sondern es geht um einen Rahmen der Kultiviertheit. Der Bauer beschneidet den Baum, damit er dann umso besser und fruchtbarer wächst. Diese Kultiviertheit gehört eben auch im Wirtschafts- und Vermögensbereich angewendet.“
 
(radio stephansdom/rv 13.08.10 sh)







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