Österreich: Heiligenkreuzer Abt fordert „Vermögenskultur“ ein
Krise in der Wirtschaft,
in politischen Beziehungen, der Umwelt, auch in der Kirche wird dieses Wort ausgesprochen.
Doch es gibt sie die positiven Nachrichten. Im österreichischen Stift Heiligenkreuz
gibt es so viel mönchischen Nachwuchs wie noch nie. Am Donnerstag legten sechs Novizen
die „zeitlichen Gelübde“ ab, fünf Novizen verlängerten. Am 15. August, dem Patronatstag
aller Zisterzienserklöster folgen sieben mit den „ewigen Gelübden“. Einen Tag später
werden vier Mönche zu Diakonen geweiht, am kommenden Donnerstag werden dann sieben
junge Männer in das Noviziat aufgenommen. Damit gibt es dann im Stift Heiligenkreuz
88 Zisterzienser. Abt Gregor Henckel-Donnersmarck, kommt aus der Wirtschaft, ein Mann
mit starkem Wort. Gegenüber Radio Stephansdom nahm er zu aktuellen Themen Stellung,
mehr von Stefan Hauser:
Es war die CD Chant-Music for Paradise, die Stift Heiligenkreuz
international bekannt gemacht hat, aber eigentlich zog der Gregorianische Choral immer
schon die Menschen in das Stift im Wienerwald rund 40 Kilometer von Wien entfernt.
Die feierliche Liturgie nach den Normen des Zweiten Vatikanischen Konzils im Gregorianischen
Choral. Eine große Verantwortung für das Gemeinwohl trägt dabei der frühere Manager
und jetzige Heiligenkreuzer Abt Gregor Henckel-Donnersmarck. Ihn beschäftigen neben
den theologischen und philosophischen Fragen, auch die wirtschaftlichen Problematiken
unserer Zeit. Ora et labora et lege, arbeite, bete und lese. Der gelernte Diplomkaufmann
fordert eine "Vermögenskultur" ein, wie sie der deutsche Wirtschaftswissenschaftler
Thomas Druyen definiert hat.
„Das also Menschen mit hohem Einkommen oder
hohem Vermögen, geerbtem Vermögen oder aufgrund von Erfindungen hoher künstlerischer
Leistung, unternehmerischer Leistung, oder eben hohes Einkommen durch Spitzengehälter,
das hier der Begriff der Vermögenskultur Platz greift. Das heißt, das man schon in
der Bezahlung von tüchtigen Managern, die Leistungsorientiertheit durchaus berücksichtigt,
aber trotzdem das Maß zu wahren versteht. Es gibt wohl doch bestimmte Fälle, wo Managerprämien
und Managergehälter, das vernünftige Maß nicht mehr beeinhalten, das setzt dann eine
gesellschaftlich höchst verhängnisvolle Neidspirale in Gang, die auf die Dauer uns
allen schaden wird.“ Jeder Vermögende habe mit dem Vermögen im philosophischen
Sinn, etwas zu bewirken, so Abt Gregor Henckel-Donnersmarck. Es diene nicht seiner
eigenen „Verherrlichung“, sondern soll für die Allgemeinheit eingesetzt werden:
„Es
ist sicherlich zutreffend, das er selber sich damit Freude machen kann, aber er hat
eine Verpflichtung. In der Verfassung der deutschen Bundesrepublik gibt es den Satz
„Eigentum verpflichtet“. Es geht um bewusste Orientierung des Menschen, der viel vermag
und zwar nicht jetzt als Vermögen mit vielen Nullen hinter einer Zahl am Konto, sondern
der Kapazität etwas positives in die Gesellschaft einzubringen. Dieser Begriff der
Vermögenskultur in einer vernünftigen, leistungsorientierten, aber trotzdem maßhaltenden
Bezahlung und Prämierung von Topmanagern und andererseits aller Menschen, die vermögend,
reich und mit hohem Einkommen ausgestattet sind, dieses Vermögen in der richtigen
Weise einzusetzen.“ Transparenz, soziales Engagement seien dabei
gefragt. Der „Nachtwächterstaat“, der für die Versorgung der Bürger aufkomme, habe
ausgedient, definiert Abt Gregor Henckel-Donnersmarck vom Stift Heiligenkreuz, als
Positivbeispiel führt er Bill Gates und dessen Stiftung an. Von Vermögenssteuern hält
Henckel-Donnersmarck aber nichts:
„Wir müssen versuchen mit nicht allen,
aber sehr vielen Mitteln, Gedanken der Vermögenskultur wirklich Platz greifen zu lassen.
Nicht nur des Einzelnen, schon auch der Firmen, der Institutionen, der Verbände, das
dieser Begriff Platz greift und man spürt, es geht also nicht nur um den Verdienst
eines Einzelnen, der gut verdient, weil er gutes leistet, sondern es geht um einen
Rahmen der Kultiviertheit. Der Bauer beschneidet den Baum, damit er dann umso besser
und fruchtbarer wächst. Diese Kultiviertheit gehört eben auch im Wirtschafts- und
Vermögensbereich angewendet.“ (radio stephansdom/rv 13.08.10 sh)