Die Aussage des Top-Models Naomi Campbell zu so genannten Blutdiamanten wird auch
von Missionaren aufmerksam verfolgt. „Ich habe den Eindruck, als ob bei diesem spektakulären
Prozess die eigentlichen sehr komplexen Fakten nur sehr mühsam aufgeklärt werden:“
So kommentiert der seit vielen Jahren in Sierra Leone tätige italienische Xaverianer-Missionar,
Pater Gerardo Caglioni, den Prozess des Sondertribunals für Sierra Leone in Den Haag.
Dort sagte vor wenigen Tagen Campbell im Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten
von Liberia, Charles Taylor, aus. Taylor wird beschuldigt, den Krieg in den Nachbarstaat
geschürt zu haben, um einen lukrativen Handel mit Diamanten (den so genannten „Blutdiamanten“)
auf den Weg zu bringen. Der Bürgerkrieg in Sierra Leone brach 1991 aus und dauerte
mit Unterbrechungen bis zum Januar 2002. Dabei war der Konflikt vor allem von Gräueltaten
gekennzeichnet, deren Opfer Zivilisten waren: Entführungen, Verstümmelungen, Vergewaltigungen,
Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten. Die Guerillaeinheiten der Revolutionären Front
(RUF), die von Taylor unterstützt wurden), werden für die meisten dieser Kriegsverbrechen
verantwortlich gemacht. „Der Prozess ist sehr träge, wenn man bedenkt, dass es um
Fakten geht, die über 10 Jahre zurückliegen“, so der Missionar zum vatikanischen Fidesdienst.
„Dabei verdeutlicht die Verhandlung die Verantwortung von Charles Taylor ganz eindeutig,
die bereits während des Bürgerkriegs sehr offensichtlich war“, so Pater Caglioni.
Es gebe auch eine Verantwortung, die über Sierra Leone und Liberia hinausreiche. „Die
meisten Soldaten, die unter dem Kommando von Charles Taylor standen, waren ausländische
Söldner, abgesehen von den Kindersoldaten, die vor Ort rekrutiert wurden. Schon damals
wurde viel über Bin Laden gesprochen, der Waffen im Tausch gegen illegale Diamanten
aus Sierra Leone lieferte“, so der Missionar. „Doch diese Diamanten gelangten über
multinationale auf Juwelenhändler auch auf den internationalen Markt.“