2010-08-11 14:48:31

Sierra Leone: Naomi und der Missionar


Die Aussage des Top-Models Naomi Campbell zu so genannten Blutdiamanten wird auch von Missionaren aufmerksam verfolgt. „Ich habe den Eindruck, als ob bei diesem spektakulären Prozess die eigentlichen sehr komplexen Fakten nur sehr mühsam aufgeklärt werden:“ So kommentiert der seit vielen Jahren in Sierra Leone tätige italienische Xaverianer-Missionar, Pater Gerardo Caglioni, den Prozess des Sondertribunals für Sierra Leone in Den Haag. Dort sagte vor wenigen Tagen Campbell im Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten von Liberia, Charles Taylor, aus. Taylor wird beschuldigt, den Krieg in den Nachbarstaat geschürt zu haben, um einen lukrativen Handel mit Diamanten (den so genannten „Blutdiamanten“) auf den Weg zu bringen. Der Bürgerkrieg in Sierra Leone brach 1991 aus und dauerte mit Unterbrechungen bis zum Januar 2002. Dabei war der Konflikt vor allem von Gräueltaten gekennzeichnet, deren Opfer Zivilisten waren: Entführungen, Verstümmelungen, Vergewaltigungen, Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten. Die Guerillaeinheiten der Revolutionären Front (RUF), die von Taylor unterstützt wurden), werden für die meisten dieser Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht. „Der Prozess ist sehr träge, wenn man bedenkt, dass es um Fakten geht, die über 10 Jahre zurückliegen“, so der Missionar zum vatikanischen Fidesdienst. „Dabei verdeutlicht die Verhandlung die Verantwortung von Charles Taylor ganz eindeutig, die bereits während des Bürgerkriegs sehr offensichtlich war“, so Pater Caglioni. Es gebe auch eine Verantwortung, die über Sierra Leone und Liberia hinausreiche. „Die meisten Soldaten, die unter dem Kommando von Charles Taylor standen, waren ausländische Söldner, abgesehen von den Kindersoldaten, die vor Ort rekrutiert wurden. Schon damals wurde viel über Bin Laden gesprochen, der Waffen im Tausch gegen illegale Diamanten aus Sierra Leone lieferte“, so der Missionar. „Doch diese Diamanten gelangten über multinationale auf Juwelenhändler auch auf den internationalen Markt.“

(fides 11.08.2010 sk)







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