Die Justiz hat nach Angaben der Religionsgemeinschaft der Bahai sieben ihrer Mitglieder
zu 20-jährigen Haftstrafen verurteilt. Die Behörden hätten die Anwälte der Verurteilten
am 8. August mündlich über die Strafe informiert, sagte eine Sprecherin der französischen
Vertretung der Bahai in Paris. Die Anwälte der Verurteilten wollen jetzt Berufung
einlegen, auch um Zugang zu den schriftlichen Urteilen zu bekommen. Den sieben Führungsmitgliedern
der Bahai wird Spionage, Zusammenarbeit mit Israel und eine „Verschwörung gegen die
nationale Sicherheit“ vorgeworfen. Die Europäische Union und die USA hatten das Vorgehen
scharf kritisiert und Teheran zur Beachtung der Religionsfreiheit aufgefordert. Die
zwei Frauen und fünf Männer sind seit ihrer Verhaftung im Jahre 2008 im berüchtigten
Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert, mehrere Monate davon in Isolationshaft.
Die
Bahá’í-Religion hat weltweit rund fünf Millionen Anhänger, davon rund 300.000 im Iran.
Sie gelten dort als „Abtrünnige“ des Islam und sind seit der islamischen Revolution
1979 in ihren staatsbürgerlichen Rechten beschränkt. Teheran betrachtet auch mit grossem
Misstrauen, dass die Bahai ihr Hauptquartier im israelischen Haifa unterhalten. Die
Bahai-Religion wurde im 19. Jahrhundert von den Persern Sayyid Ali Muhammad (1819-
1850) und Husayin Al Nuri (1817- 1892) gegründet. Die monotheistische Religion geht
von einer „mystischen Einheit“ aller Religionen aus; sie ist im Iran nicht anerkannt. (apd
10.08.2010 sk)