2010-08-02 12:09:20

Haiti: Schleppender Wiederaufbau


RealAudioMP3 Wenn man nur die Schreckensbilder der letzten Monate kennt, könne man sich nicht vorstellen, dass in Haiti überhaupt die Sonne scheint. Das sagte der Präsident der Caritas Österreich, Franz Küberl, nach seinem fünftägigen Besuch auf der Karibikinsel, die durch ein Erdbeben im Januar dieses Jahres vollständig verwüstet wurde. Vom „Wiederaufbau zum Besseren“, wie ihn die Staatengemeinschaft verkündet hatte, sei noch nicht viel zu sehen, meint Küberl im Gespräch mit kathpress. Doch mehr als ein halbes Jahr nach der Katastrophe gibt es leise Zeichen der Hoffnung.

„Die Menschen beginnen wieder zu lachen, aber es ist noch unendlich viel zerstört. Port-au-Prince sieht aus, wie Wien 1945 ausgesehen haben muss: Eine Unmenge an zerstörten Häusern und bei vielen weiß man nicht, ob da nicht noch tote Menschen unter dem Schutt verborgen sind.“

Eines der größten Probleme auf der Karibik-Insel ist immer noch die Beseitigung des Schutts, die bisher nur schleppend vorangeht und die Errichtung neuer Gebäude verhindert. Mancherorts werden die Trümmermassen einfach entlang der Straßen oder gar auf dem Mittelstreifen aufgeschüttet. Einen „Masterplan“ für die in Schutt und Asche liegende Hauptstadt Port-au-Prince gibt es nicht, wie Caritas-Präsident Küberl erzählt:

„Es ist ausgerechnet worden, dass, um den Schutt aus der Stadt wegzubringen, für drei Jahre lang täglich tausend LKW fahren müssten. Und da ist noch nicht die Rede davon, wie viele LKW es brauchen wird, um Ziegel, Holz und Stahl nach Port-au-Prince hineinzubringen, um neue Gebäude zu errichten.“

200.000 Häuser wurden beim Erdbeben im Januar zerstört, 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos. Kaum ein Gebäude in Haiti war erdbebensicher errichtet, vor allem in der Hauptstadt wurden Bauvorschriften konsequent missachtet. Da die haitianische Regierung immer noch nicht handlungsfähig ist, läuft der Wiederaufbau weiterhin schleppend. Die Gefahr, dass dieselben Fehler wieder gemacht werden, ist groß. Auch das erschwert die Arbeit der Hilfsorganisationen, meint Küberl:

„Also insofern gibt es das eine, das Bemühen der Leute, das andere ist, dass die Regierung mit allen Füßen auf der Bremse steht und noch nicht weiß, wie sie das alles bewältigen soll.“

Der Schlüssel zum Wiederaufbau in Haiti sei aber Bildung, meint Küberl. Nur durch Schulen und umfassende Ausbildungsprogramme, die viele Menschen am Wiederaufbau beteiligen, könne man der Insel nachhaltig helfen. Zu den Projekten der Caritas gehört zur Zeit der Aufbau von 550 Häusern in der Stadt Gressier und die Errichtung von mehreren Schulen in den Elendsvierteln der Hauptstadt.

„Die Kirche insgesamt gehört zu den stabilen Momenten Haitis und genießt auch ein hohes Ansehen. Die Ordensgemeinschaften sind logischerweise sehr gute Partner.“

(kathpress/faz 02.08.2010 tb)







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